Nicht jeder erntet, was er sät

In Lützkampen (Eifelkreis Bitburg-Prüm) hat die Polizei Prüm eine Hanfplantage ausgehoben. In Tontöpfen, Emailleschüsseln und sogar einem Nachttopf haben bislang Unbekannte acht Hanfpflanzen herangezogen. Die Polizei geht davon aus, dass aus den Pflanzen rund 1,2 Kilogramm rauchbares Marihuana hätten hergestellt werden können.

Prüm/Lützkampen. Kein Lohn nach harter Arbeit: Unbekannte haben auf einer Waldlichtung in der Gemarkung "Am Jungenbüsch" bei Lützkampen acht Hanfpflanzen angebaut und bis fast zur Reife gebracht. Doch kurz bevor sie die Ernte einfahren konnten, hat ihnen die Polizei einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Aufgeflogen ist die Hanfplantage nur durch Zufall: Waldarbeiter waren bei Forstarbeiten auf die Pflanzen gestoßen und wunderten sich darüber, warum sie in Töpfen standen - bei Waldpflanzen eher ungewöhnlich. Daher informierten sie den Förster, der den richtigen Verdacht hatte und die Polizei Prüm verständigte. "Wären sie nicht in den Töpfen gewesen, zum Teil noch mit Steinen gegen Umfallen gesichert, wären sie wahrscheinlich nie aufgefallen", sagt der zuständige Polizeioberkommissar Erwin Schwarz.

Über das Ausmaß der Zucht ist der Ermittler sehr erstaunt. "Da hat einer sehr viel Arbeit investiert, denn Hanfpflanzen sind sehr pflegeintensiv." Zwischen 1,20 und 1,65 Meter waren die Pflanzen hoch und standen kurz vor der Ernte. "Eine Woche später wären die wohl weg gewesen", sagt Schwarz. "Wer auch immer die Hanfpflanzen angebaut hat, wird sich mächtig ärgern." Mehrmals pro Woche müsse der oder die Täter in den Wald gegangen sein, um sich um die Pflanzen zu kümmern - auch mit gefüllter Gießkanne, denn in der Nähe der Plantage gebe es keine Wasserquelle. "Das war kein Experimentieren mehr, da wusste einer ganz genau, was er tat", sagt Schwarz. An die Samen zu kommen sei in Zeiten des Internets kein Problem mehr.

Überrascht hat Schwarz auch die Tatsache, dass Hanfpflanzen in den hiesigen Breitengraden so gut draußen gediehen sind. Er schätzt, dass die Hanfpflanzen Ende April in die Lichtung gebracht wurden und dann von dem guten Wetter im Mai und Juni profitiert haben. "Vielleicht ist das auch eine Folge des Klimawandels", sagt Schwarz schmunzelnd.

Einer ersten Schätzung nach hätte man aus den acht Pflanzen rund 1,2 Kilogramm Marihuana herstellen können "Das ist weit entfernt vom Eigenbedarf und auch keine geringfügige Menge mehr." Daher geht Schwarz davon aus, dass die Täter die Drogen auch verkaufen wollten.

Welches Strafmaß auf den Züchter zukommt, kann Schwarz noch nicht sagen. Dabei kommt es unter anderem auf den Wirkstoff-Gehalt in der Pflanze an und ob den Tätern die Verkaufsabsicht nachgewiesen werden kann (siehe Extra).

Bei ihren Ermittlungen hofft die Polizei auf Hinweise aus der Bevölkerung. Vor allem die Pflanzgefäße seien schon sehr außergewöhnlich. Auch könne im betreffenden Waldstück jemand aufgefallen sein, der mit einer Gießkanne unterwegs war. Wegen des hohen Pflegeaufwands geht Schwarz davon aus, dass der oder die Täter eher im näheren Umkreis um die Plantage zu finden sein werden. Hinweise nimmt die Polizei Prüm unter der Telefonnummer 06551/9420 entgegen. EXTRA Das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) sieht folgende Strafen vor: Mit bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe oder Geldstrafe wird belegt, wer Betäubungsmittel herstellt und mit ihnen Handel treibt (§29 BtMG). Wenn sie an Minderjährige abgegeben werden, ist eine Mindeststrafe von einem Jahr vorgesehen (§29a). Wird der Anbau oder Handel in einer Bande organisiert betrieben, sieht der Gesetzgeber eine Mindestfreiheitsstrafe von zwei Jahren vor (§30). Fünf Jahre Mindeststrafe sind es bei bandenmäßigem Handel in nicht geringer Menge (§30a). (ch)

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