Nicht nur Anwalts Lieblingsessen

Trier · Kantinenwirtin Gabriele Jaspers ist für das leibliche Wohl der Mitarbeiter der Trierer Justizbehörden zuständig. Im fünften Stock des Gerichtsgebäudes in der Justizstraße kocht sie schmackhafte Hausmannskost "wie bei Muttern".

Trier. "Soll ich mal wieder was Vegetarisches kochen?", fragt Gabriele Jaspers die Gruppe junger Frauen, die ihre Mittagspause soeben in der Gerichtskantine verbracht haben. "Au ja, am besten am Mittwoch", sagt eine von ihnen, und prompt steht am Mittwoch ein großer Teller Gemüseauflauf vor ihr. Seit 2007 ist Gabriele Jaspers die Pächterin der Kantine im fünften Stock des Justizgebäudes, die Platz für etwa 60 Menschen bietet.
Angestellte hat sie keine, ist quasi Küchenhilfe, Köchin, Wirtin, Kassiererin und Spülfrau in einer Person. Nur bei Einkäufen und schwereren Arbeiten hilft ihr Mann. Morgens schmiert und belegt sie 40 bis 50 Brötchen, versorgt die Angestellten mit Kaffee und Tee und kocht mittags etwa 20 Essen. Dafür steht ihr in der Kantinenküche lediglich ein normaler Haushaltsherd zur Verfügung, und die Kartoffeln schält sie schon mal zu Hause in Konz.
Vor ihren Gerichten stehen viele "Wiederholungstäter". Die subventionierte Kantine ist allerdings ausschließlich Angestellten der Justizbehörden, Referendaren sowie Rechtsanwälten und deren Angestellten vorbehalten. Den wöchentlichen Essensplan verschickt Gabriele Jaspers auf Wunsch per E-Mail. "Ich könnte auch für mehr Leute kochen", sagt sie und erinnert an Zeiten, wo noch Geburtstagsfeiern sowie Ein- und Ausstände in der stets zur Jahreszeit passend geschmückten Kantine ausgerichtet wurden. "Früher gab es hier oben einen Raucherraum, aber seitdem die Justizbediensteten zum Rauchen vor die Tür müssen, finden hier keine Feiern mehr statt."
Gabriele Jaspers kennt die favorisierten Gerichte ihrer Stammgäste. "Bratkartoffeln sind als Beilage am beliebtesten, und vor allem Hausmannskost ist gefragt", erzählt die aus der Lüneburger Heide stammende 64-Jährige. Ob Chili con Carne oder Rieslingsoße, mit Fertigprodukten arbeitet sie nicht. Dass die Ein- und Ausgaben bei Gerichten wie Wildschweinrücken mit Blumenkohl, Spätzle und Burgunderbirne für 5,90 Euro sich trotzdem rechnen, könnte ihrer Ausbildung als Buchhalterin geschuldet sein.
Ruhestand ist für Gabriele Jaspers noch kein Thema: "Ich will nicht den ganzen Tag zu Hause sein - solange es gesundheitlich geht, will ich es weitermachen."

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