Nicht nur Puszta und Piroschka

Zwei Völker, eine Freundschaft: Die Ungarisch-Deutsche Gesellschaft Trier (übrigens die einzige in Rheinland-Pfalz) veranstaltet Treffen, Konzerte, Vorträge und vieles andere mehr, um das Verständnis zwischen den Menschen beider Länder zu stärken oder neu zu wecken.

 Tenor Laszlo Lukacs, Sopranistin Olga Gorodedskaja, Tenor Ferry Seidel und Generalmusikdirektor Istvan Dénes (von links) sorgten für musikalischen Flair beim Neujahrsempfang der deutsch-ungarischen Gesellschaft. In der Mitte Präsidentin Margit Zeimet. TV-Foto: Archiv/Kim-Björn Becker

Tenor Laszlo Lukacs, Sopranistin Olga Gorodedskaja, Tenor Ferry Seidel und Generalmusikdirektor Istvan Dénes (von links) sorgten für musikalischen Flair beim Neujahrsempfang der deutsch-ungarischen Gesellschaft. In der Mitte Präsidentin Margit Zeimet. TV-Foto: Archiv/Kim-Björn Becker

Trier. Mit "Kezicsokolom" werde jede Dame in Ungarn begrüßt. Nur ein "Guten Tag" oder "Wie geht's" liege einem Ungarn fern beim Zusammentreffen mit einer Dame, sagt Margit Zeimet, Präsidentin der Ungarisch-Deutschen Gesellschaft in Trier. Ungarn seien äußerst gastfreundlich, sehr höflich, nett und - galant. Was also verbirgt sich hinter "Kezicsokolom"? Es bedeute "Küss' die Hand", klärt Zeimet auf: "Wobei das mit dem Handküssen weder plump noch Wienerisch-anbiedernd gesagt wird, sondern ehrlich gemeint und vom Herzen kommend."Überhaupt sei die ungarische Sprache viel wortreicher als die deutsche, schwärmt die Präsidentin, die ihr Geburtsland als Kind von Eltern mit deutsch-ungarischen Wurzeln und viele Jahre später nur noch bei Besuchen kennengelernt hat. 1956 musste die Familie fliehen. Über eine kurze Station in Bayern kam sie schließlich nach Trier: "Ich lebe gerne hier und möchte auf keinen Fall weg".

Seit drei Jahren ist sie Präsidentin der Ungarisch-Deutschen Gesellschaft. Gründungsjahr war 1990. "Auch eine Folge der Öffnung zwischen Ost und West", ist sie überzeugt. Die Ziele der Gesellschaft definiert die Präsidentin so: Das über eintausend Jahre bestehende Kulturerbe und die freundschaftlichen Beziehungen der Menschen beider Länder zu stärken und dafür zu sorgen, dass neue entstehen. "Man mag es nicht glauben, aber es leben sehr viele Ungarn in Trier", weiß Margit Zeimet, die schon bei der Gründung vor 17 Jahren dabei war. Aus kleinsten Anfängen wuchs die Zahl der Mitglieder auf mittlerweile einhundert an. Weder Ungar, noch Deutscher müsse man sein, um aufgenommen zu werden. "Bei uns ist jeder willkommen."

Prominentes Mitglied ist der amtierende ungarische Justizminister, der einst zwei Jahre an der Trierer Universität Jura studiert hat. Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themen, Begegnungen, Konzerte oder Studienreisen gehören zu dem Haupt-Betätigungsfeld der Gesellschaft. Mehrmals reisen Gruppen nach Budapest oder Südungarn. Ungarn sei sehr viel mehr als nur Piroschka, Paprika oder Balaton (ungarische Bezeichnung für den Plattensee). "Die Ungarn sind ein sehr kulturbeflissenes Volk."

Schon seit vielen Jahren bestehe ein reger Studentenaustausch zwischen den Universitäten von Pécs (Südwest-Ungarn) und Trier. Letztes überragendes Kulturereignis der Gesellschaft war die Trierer Gedenkfeier an den ungarischen Volksaufstand von 1956. Über 200 Gäste waren dabei, darunter der ungarische Botschafter in Berlin, Sándor Peisch. Zwar habe er an einigen Gedenkfeiern teilgenommen, aber die eindrucksvollste für ihn sei die im Kurfürstlichen Palais in Trier gewesen, sagte der Diplomat.

Zu den vielen Aktivitäten der Gesellschaft gehört die Mitarbeit beim beliebten Ball der Nationen. Eine Veranstaltung aber ragt heraus: Dies ist der Neujahrsempfang, den die Gesellschaft zum wiederholten Male nun schon veranstaltet. Darüber hinaus wird jeden zweiten Sonntag im Monat ein ungarisch-deutscher Gottesdienst in der Kirche der Weißen Väter in der Dietrichstraße gefeiert.

Kontakt: Margit Zeimet, 54293 Trier, Unter Gerststraße 2, Telefon 0651/66194.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort