Nicht nur die Porta richtig ins Bild setzen

TRIER. Stadtgeschichte sollte sich selbst erklären, fordert die Geografin Insa Hugo, die ausgerechnet in Trier enormen Handlungsbedarf sieht. In einer umfassenden Untersuchung zeigt sie nicht nur Mängel bei der Beschilderung historischer Stätten auf, sondern liefert auch ein Konzept zur besseren Ablesbarkeit der Stadthistorie.

Eigentlich ist der Weg das Ziel, doch auf Reisen stoßen derlei Weisheiten oft an ihre Grenzen: Denn führt der gewiesene Weg nicht oder nur auf Umwegen zum Ziel, mutiert ein Stadtrundgang rasch zum Frohsinn mindernden Unterfangen. Derlei droht Insa Hugo nicht, denn die gebürtige Goslarerin kennt sich aus in Trier: Die 27-Jährige weiß, wo das alte Rathaus stand und auch die mittelalterlichen Fleischstände der Metzgerzunft würde sie finden. "Decumanus" ist für sie kein Fremdwort und selbst den Weg zum Herkulesbrunnen "verrät" die Geografin. Derart akribisch hat sich Insa Hugo in die Stadthistorie eingearbeitet, dass nur wenig verborgen blieb. Enormes Potenzial liegt brach

Doch "man sieht nur, was man weiß", zitiert Insa Hugo den Dichter Goethe und bringt damit das Ergebnis ihrer umfangreichen Untersuchungen auf den Punkt: Ausgerechnet Deutschlands älteste Stadt lässt ein "enormes stadtgeschichtliches Potenzial brach liegen", weil Gebäude und historische Stätten unzureichend oder gar nicht ausgeschildert sind. "Viele Objekte und Plätze stehen völlig ohne Erklärung im Raum", kritisiert Insa Hugo und nennt als Beispiel den Kornmarkt, wo "nicht ein einziges Schild über die Geschichte der zahlreichen historischen Gebäude sowie den Brunnen aufklärt". Auch an der Römerbrücke suche man vergebens nach einer Tafel, auf der zumindest die wichtigsten Daten zur ältesten Moselquerung aufgelistet sind. Für Insa Hugo sind derartige Mängel nur schwer nachvollziehbar, denn eigentlich müsse eine jede Stadtgeschichte "sich selbst erklären": Historische Orte und die Wege dorthin sollten Touristen und Einheimischen ohne Reiseführer oder gedruckten Stadtplan finden und verstehen, fordert die Geografin. Eine optimierte Wegweisung und Objektbeschilderung biete nicht nur eine Dienstleistung für die jährlich rund 3,5 Millionen Touristen, sondern könne zudem auch der Identitätssteigerung der Trierer mit ihrer Stadt dienen, argumentiert Insa Hugo. Doch ihre Diplomarbeit, die eine "Bestandsanalyse" und Konzepte "zur besseren Ablesbarkeit der Stadtgeschichte" liefert, macht deutlich, womit vor allem Ortsfremde immer wieder zu kämpfen haben: Es fehle in Trier - "trotz guter Ansätze" und "einer verhältnismäßig gelungenen Wegweisung" - ein stringentes Gesamtkonzept, resümiert Insa Hugo. Überbleibsel eines nie vollständig installierten "Stadtbildlehrpfads" aus dem Jahre 1984 existierten neben Schildern des aktuellen Wegweisungskonzepts von 1996. Weitere "unsystematisch aufgestellte" Wegweiser vervollständigen das uneinheitliche Bild, das Insa Hugo als "unprofessionell" bezeichnet. Gleiches gelte für die Objektbeschilderung: Viele Tafeln seien schlecht sicht- oder lesbar und nur die wenigsten mehrsprachig. Neben einer detaillierten Mängelanalyse bietet Insa Hugo eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen, die von thematischen Rundgängen bis zu eigenen Entwürfen für zeitgemäße Objektbeschilderungen reichen. Selbst Finanzierungsvorschläge fehlen nicht in der von den Uni-Geografen Johannes Michael Nebe und Professor Heiner Monheim betreuten Arbeit. Für ihre Arbeit ließ Insa Hugo sich bundesweit inspirieren: Von Aachen bis Wolfenbüttel begutachtete sie elf deutsche und luxemburgischen Orte. Doch gute Beispiele sind oft nahe liegend: Im Vergleich mit Pfalzel, Quint und Ehrang sehe das historische Zentrum in punkto Objektbeschilderung und Orientierungshilfen alt aus, lobt Insa Hugo die Wegweisung und Objektbeschilderung in den Stadtteilen. Die wichtigsten Ergebnisse und Vorschläge der Analyse von Insa Hugo wird der Trierische Volksfreund in loser Folge vorstellen.

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