Nicht nur ein "Häuschen"

FILSCH. Die meisten Trierer kennen von diesem Stadtteil nur das Filscher Häuschen - an dem Lokal muss zwangsläufig jeder vorbei, der auf der Landstraße in Richtung Ruwertal/Hochwald fährt. Doch wie sieht es in dem 820-Seelen-Ort aus? Wie leben seine Bewohner?

Ortsvorsteher Dr. Karl-Josef Gilles kennt sowohl die guten als auch die schlechten Seiten des Stadtteils. Und von jeder Kategorie gibt es genügend. Da wäre etwa der starke Gemeinschaftssinn der Bevölkerung. Vieles wird in Eigenregie gemacht, wie der Brunnen oder die Sanierung des ehemaligen Feuerwehrhauses. Für Kinder gibt es einen Spiel- und einen Bolzplatz, für die Großen seit 2001 einen Bouleplatz, der sich großer Beliebtheit erfreut. Wieder Bewegung im Vereinsleben

Auch in das seit Jahrzehnten brachliegende Vereinsleben ist inzwischen wieder Bewegung gekommen. Als es 1969 bei der Gebietsreform zu unerwünschten "Zwangseingliederung ins Reich" - also in die Stadt Trier - kam, lösten sich die örtlichen Vereine aus Resignantion auf. Zuvor hatten sich 95,91 Prozent der Bevölkerung gegen die Eingemeindung ausgesprochen. Nur die 1969 neugegründete Reservistengemeinschaft Filsch sorgte in den folgenden Jahrzehnten für so etwas wie ein Vereinsleben. Erst 2001 wurde der Heimat- und Kulturverein Filsch gegründet. Laut Vorsitzendem Karl-Josef Gilles zählt er inzwischen 111 Mitglieder - fast jeder siebte Filscher ist also dabei. Zwar konnte sich Filsch trotz Eingemeindung seinen ländlich-dörflichen Charakter über die Jahrzehnte bewahren, doch von der einstigen dörflichen Infrastruktur blieb fast nichts erhalten: Kein Kindergarten, keine Schule, kein Gemeindesaal, kein Sonntagsgottesdienst. Der Niedergang kam schleichend. Bis 1978 gab es noch eine Poststelle, bis 1983 noch Lebensmittel, bis 1995 eine Bäckerei und bis 2000 noch ein Backshop. Dank des neuen Einkaufszentrums auf der nahen Tarforster Höhe ist die Grundversorgung aber deutlich besser als in vielen anderen Trierer Außenstadtteilen. Gerade ältere Filscher gehen gerne zu Fuß dorthin und verbinden den Einkauf mit einem Spaziergang. In der Filscher Ortslage selbst sind anno 2003 ein Friseur, ein Kinder-Bekleidungs-Laden und die Gaststätte Filscher Häuschen übrig geblieben Und von den 38 landwirtschaftlichen Betrieben, die es 1957 in Filsch noch gab, ist nur ein Haupterwerbslandwirt übrig geblieben. Ortsvorsteher Gilles: "So wurde Filsch mehr und mehr zur Schlafstadt. Dennoch hat der Ort mehr als die anderen Höhenstadtteile seinen ursprünglichen Charakter bewahrt, da er weniger expandierte und seine Einwohnerzahl gerade mal verdoppelte." In Filsch sei man bestrebt, diesen Charakter zu bewahren. Angedacht sei zwar eine Ausweitung des Baugebietes - dies aber nur im bescheidenen Rahmen. Primär solle dadurch der Bauplatz-Bedarf der Filscher gedeckt werden. Seine Eigenständigkeit wird Filsch auch im August mit seiner 1030-Jahr-Feier dokumentieren. Diese Jahreszahl geht auf eine Urkunde des Trierer Erzbischofs Theoderich aus dem Jahr 973 zurück, in der erstmals der Hof (curia) Filsch (Vilche) erwähnt wird. Möglicherweise ist der auch als Ausflugsziel beliebte Ort noch älter - aber es gilt die geschriebene Urkunde. Am Montag in unserer Serie: Die Entwicklung der FilscherInfrastruktur unter der Lupe.

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