Nicht nur einmal im Jahr

Zum Umgang mit der Erinnerung an die Reichspogromnacht:

Einmal im Jahr, am 9. November, versammelt sich die regionale Prominenz am Gedenkstein für die alte Synagoge an der Zuckerbergstraße, um der Opfer der Reichspogromnacht zu gedenken. Dann werden fromme Reden geschwungen und Blumengebinde niedergelegt, und der TV berichtet darüber - natürlich mit Bild. Doch nach wenigen Tagen sind die Blumen verdorrt, die Straßenreinigung beseitigt die Reste und der Gedenkstein versinkt wieder im Dauerschlaf. Früher erinnerte wenigstens ein kleiner Blumenstrauß auch während des übrigen Jahres daran, dass es sich bei dem Stein nicht um einen Poller handelt, der nur im Weg rumsteht. Jedesmal wenn ich mit dem Bus vorbei fahre, tut es mir in der Seele weh, dass anscheinend nur noch die Hunde den Gedenkstein wahrnehmen, denn deren Spuren sind auf dem dunklen Stein überdeutlich. Für uns Menschen ist er ja auch zu unscheinbar und leicht zu übersehen. Aber einmal im Jahr...! Ingeborg Weber, Trier

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