Trier. Samt oder Seide, Glas oder Gold - wer an Design denkt, hat meist teure Produkte aus edlem Material im Sinn. Wellpappe gehört eher nicht in diese Kategorie. Redewendungen wie "nicht von Pappe" oder "kein Pappenstiel" scheinen die geringe Wertschätzung der Pappe auszudrücken. Doch genau mit diesem Werkstoff haben sich die Studenten des Studiengangs Kommunikationsdesign der Trierer Fachhochschule in einem Semesterprojekt beschäftigt. Verbunden damit war ein vom Verband der Wellpappen-Industrie ausgeschriebener Wettbewerb.

Einfaches Konstruktionsprinzip

Mit seiner Transportverpackung "Vitor" für Obst und Gemüse hat Jan Pluimers die Jury überzeugt und den zweiten Preis gewonnen. "Kreativität und Innovationsgrad waren ebenso Kriterien wie die Verbraucherorientierung", erklärt Oliver Wolfrum, der für den Verband die Preisverleihung vornahm. Der Produktname "Vitor" ist das lateinische Wort für den Korbflechter und spielt an auf das einfache Konstruktionsprinzip. "Alle Teile sind einfach ineinandergesteckt, es wird nichts geklebt oder ge tackert", erläutert der 27-jährige Preisträger die Bauweise. In dem leichten, aber dennoch stabilen Korb finden je nach Ausstattung "von A wie Apfel bis Z wie Zucchini" die unterschiedlichsten Obst- und Gemüsesorten Platz, und am Tragegriff lassen sie sich bequem nach Hause transportieren. Wolfrum glaubt, dass sich durch das ökologische und naturbelassene Material Einsätze vor allem im Bereich der Bio-Lebensmittel anbieten, und betont: "Design wird im Verpackungsbereich immer wichtiger."

Eine Ehrenrettung erfährt die Pappe nicht nur von den Designern, sondern auch von den Sprachwissenschaftlern: Der "Pappenstiel" ist eigentlich die "Pfaffenblume", der Löwenzahn. Und "Pappe" meint den Kinderbrei - wer "nicht von Pappe" ist, der ist stark, weil er etwas Anständiges zu Essen bekommen hat. Pappe ist also gar nicht von Pappe. Das aber haben Pluimers und Wolfrum schon längst geahnt.