"Nichtstun ist keine Alternative"

TRIER. (DiL) Eine Bürgerstiftung soll in Trier künftig soziale, kulturelle, Bildungs- und Umwelt-Initiativen unterstützen. Dabei geht es um finanzielle Hilfe, aber auch um die Vermittlung von bürgerschaftlichem Engagement. Die Vorbereitungen für die Gründung laufen auf Hochtouren.

Wenn Mitte Mai Kanzler Schröder zum Kongress des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen in Trier weilt, wollen die Initiatoren das öffentliche Interesse nutzen, um ihr Konzept für eine Trierer Bürgerstiftung vorzustellen. Solche Gründungen liegen im Trend. Waren Stiftungsgründungen einst millionenschweren Mäzenen vorbehalten, bemühen sich in Zeiten knapper öffentlicher Mittler immer häufiger Bürger-Stiftungen nach amerikanischem Vorbild um die "Erbschaft von nebenan". Sie bündeln die Mittel und schaffen einen seriösen, gemeinnützigen Rahmen. Rund 50 solcher Institutionen existieren bislang in Deutschland. "In Rheinland-Pfalz wären wir die Ersten", sagt der Trierer Rechtsanwalt und Stiftungs-Fachmann Lutz Förster, der ebenso zum Initiatorenkreis gehört wie der frühere FWG-Direktor Hermann-Josef Krapp oder der emeritierte Uni-Professor Burghard Rieger. Die Idee kam von der ehemaligen Trierer OB-Kandidatin Barbara Amelung, die sich in Dresden bei einer außergewöhnlich erfolgreichen Bürgerstiftung engagiert. Dort hat man innerhalb von nur fünf Jahren ein Stiftungskapital in Millionenhöhe zusammengetragen, aus dessen Erträgen nun Bürgerinitiativen gefördert werden, von der Hilfe für Flutopfer über Museumsgründungen bis hin zur Jugend- und Sozialarbeit. In Trier werde man die Sache "sicher etwas bescheidener angehen müssen", prognostiziert Professor Rieger. Aber die "Logik und Vernunft der Idee", angesichts wachsender Privatvermögen und zunehmender Alterung der Gesellschaft "die ungeheuren Kapitalien für sinnvolle Zwecke nutzbar zu machen", liege auf der Hand. Aber es gehe nicht nur um Geld, betont Lutz Förster. Die künftige Bürgerstiftung empfinde sich auch als "Dach, Kommunikator und Vermittler" für ehrenamtliche Kompetenz. So entstehe auch keine Konkurrenz mit bestehenden Initiativen, im Gegenteil: "Wir können wechselseitig profitieren", glaubt der Jurist. Dabei sei wichtig, "dass wir nicht als Ersatz für wegfallende öffentliche Mittel zur Verfügung stehen". Darin sehen die Initiatoren auch eine klare Abgrenzung zu Institutionen wie der kürzlich vom Stadtrat gegründeten Trierer Kulturstiftung. Förster betont die Unabhängigkeit von öffentlichen Würdenträgern: Alle Entscheidungen würden von den Stiftern selbst getroffen. Mit einer kommunal kontrollierten Einrichtung sei "das Gefühl, da tun Trierer was für Trierer, nicht zu erreichen". Ein Satzungsentwurf ist zurzeit in der Diskussion, im Mai soll das Projekt bekannt gemacht werden, danach will man mit der Einwerbung von Stiftungskapital beginnen. Vielleicht hilft ja, wie in Dresden, die überregionale Horst-Körber-Stiftung. Die spendierte den Sachsen nicht nur 50 000 Euro Startkapital, sondern zusätzlich das Zehnfache dieser Summe für einen "Matching Fund", auch so eine amerikanische Idee. Für jeden eingeworbenen Euro bis zu einer halben Million legte die Stiftung einen weiteren Euro drauf - ein unwiderstehlicher Anreiz für Akquisiteure und Stifter. Ob Trier sich solcher Unterstützung erfreuen darf, ist offen. Sonst werde es halt "etwas länger dauern", sagt Professor Rieger. Aber "Nichtstun" sei "nun wahrlich keine Alternative".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort