Nikolaus, der Freund der Kinder

PFALZEL. Oft ist er der strenge Erzieher. Bisweilen kommt er gar mit einem schwarzen, Furcht erregenden Gefährten daher, verbreitet Angst und Schrecken bei den Kindern. Dabei ist der heilige Nikolaus von seinem Ursprung her ein Freund der Kinder. Genau so, wie Hermann Laros ihn seit Jahren im Pfalzeler Kindergarten verkörpert.

Ein zarter, wohlklingender Glockenton breitet sich im Wald aus. Weit geöffnete Kinderaugen schauen den dämmrigen Weg hinauf. Plötzlich hebt sich eine Gestalt von der Dunkelheit ab: ein Mann mit weißem Bart, roter Mitra und rotem Bischofsgewand, ein dickes Buch in der einen und den Hirtenstab des Bischofs in der anderen Hand. Wo eben noch Gelächter und kindliches Getümmel zwischen Bäumen und Sträuchern erschallten, herrscht fast atemlose, gespannte Stille, als St. Nikolaus sich an die Kinder wendet. "Für mich war diese Premiere der Nikolaus-Wanderung in den Wald der bislang beeindruckendste Auftritt", erzählt Hermann Laros. Er wird heute zum 13. Mal für die Kinder der Kindertagesstätte St. Adula in Pfalzel den berühmten Heiligen verkörpern. Dabei leiht er dem Bischof von Myra Körper und Stimme. "Ich sage nie, dass ich der heilige Nikolaus bin." Hermann Laros übernimmt keinesfalls die Rolle "des pädagogischen Helfers für Eltern, die ihre Kinder alleine nicht erzogen bekommen". Ihm geht es darum, den Kindern ein Bild des Heiligen zu vermitteln, wie er selbst es von seiner Großmutter vermittelt bekam. So stellt er Jahr für Jahr den Bischof vor, erklärt die Erkennungsmerkmale Bischofsmütze, -gewand und -stab. Außer der obligatorischen Tüte mit Mandarine, Keksen und Nüssen bringt Nikolaus Laros stets eine Geschichte aus dem Leben des Kinderfreundes mit. "Nikolaus ist eine faszinierende, historisch belegte Gestalt, die auch heute noch Vorbildcharakter haben kann", betont der 54-Jährige, der im wirklichen Leben als Restaurator im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum tätig ist. Neben der positiven Darstellung des Schutzpatrons etwa der Notare, Metzger und Reisenden legt Hermann Laros besonderen Wert auf ein authentisches Erscheinungsbild. Sehr hilfreich ist dabei die Tatsache, dass "Onkel Mätti", Matthias Laros, Pastor war. So hing eine Kasel, ein Messgewand aus der Zeit um die Jahrhundertwende, in der Familie herum. Dieses rote Prachtstück mit golden-bunt besticktem Brust- und Rückenteil wird samt Original-Untergewand einmal im Jahr zur Bischofstracht. In aufwändiger und mühevoller Kleinarbeit nähte Gattin Gretel Laros aus rotem Samt eine passende Mitra. Fehlen noch der Stab und der Bischofsring (er stammt ebenfalls aus dem Fundus der Ehefrau), die edlen roten Schuhe und weißen Handschuhe, Buch und Glöckchen sowie der weiße Bart. Der, so berichten Insider, war nicht in allen Jahren so blüten-weiß. Schmunzelnd erzählt Hermann Laros die Geschichte, als er bei einer Familienfeier im Sommer den Kaiser Rotbart gab und sein Dezember-Requisit rot einfärbte. "Am Tag vor meinem Kindergarten-Auftritt sammelte ich meine Utensilien zusammen und fand den knallroten Bart." Es gab keine andere Möglichkeit, als ihn weiß zu übermalen, was nicht ganz glückte. So besuchte Nikolaus in dem Jahr seine kleinen Freunde mit einem rosa Bart. Den Kindern aber, so weiß Laros aus eigener Erfahrung, fallen derartige Details meist nicht auf. "Wir haben als Kinder auch nicht registriert, dass unserem Onkel Hans der Bart komplett aus dem Gesicht fiel. Er war der Nikolaus - mit und ohne Bart." Früher habe er öfter auch in Familien den Nikolaus dargestellt. Himmelweit seien die Unterschiede zum Auftritt im Kindergarten gewesen. "Einige Erwachsene sahen mich als etwas wie einen winterlichen Spaßonkel oder eine verspätete Halloween-Gestalt an. Und nicht selten mussten die lieben Kleinen von Fernsehen oder Computer gelockt werden." Inzwischen ist Laros froh, nur noch im Kindergarten und im engsten Familienkreis die Rolle nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Das läuft alle Jahre harmonisch, im Umgang mit den Kindern ausgesprochen zufriedenstellend und ohne große Zwischenfälle ab. Halt, eine komische Begebenheit hat Nikolaus dann doch noch in petto: Es war ganz knapp vor seinem Einsatz im Kindergarten, als eine hoch schwangere Freundin derFamilie verzweifelt anrief, ihr Mann sei nicht zu erreichen und das Kind kündige sich an. Also fiel der Auftritt bei den Kleinen ausnahmsweise etwas knapper aus. Nikolaus Hermann Laros eilte "in fast voller Montur" der werdenden Mutter zu Hilfe und mit ihr ins Krankenhaus, wo das sehenswerte Paar seltsame Blicke erntete.

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