Noch alles im orangen Bereich

TRIER. Mit seinem "Schicksal" als niederländischer Staatsbürger in Deutschland kann Maurice Frederiks (32) ganz gut umgehen, erst recht während der WM. Der Kneipenwirt rückt sowohl den "Oranjes" als auch der deutschen Elf die Daumen und hofft auf das "Traumfinale" mit beiden Teams.

Was macht der Holländer, nachdem seine Mannschaft die WM gewonnen hat? - Er schaltet die Play-Station aus. Über solche Witze lacht auch Maurice Frederiks gerne, glaubt aber nicht daran, dass da ein Fünkchen Wahrheit drinstecken könnte: "Wartet's ab. Wir haben noch gar nicht gezeigt, was wir können. Wir sind viel stärker, als das in den bisherigen Spielen rüberkam." Auf dass es Gegner Argentinien heute im Gipfeltreffen der WM-Gruppe C (21 Uhr) zu spüren bekommen möge. Aber sein "Wir"-Gefühl legt der 32-Jährige nicht allzu eng aus. Wenn die deutsche Nationalelf kickt, dann fiebert er ebenfalls mit. "Das ist meine zweite Lieblingsmannschaft. Ich fühle mich in Deutschland heimisch. Und aus Trier will ich gar nicht mehr dauerhaft weg. Fast alle meine Freunde sind hier." Das führt zu kuriosen Völkerverständigungs-Szenen. Maurice Frederiks ist gemeinsam mit Winfried Schmidt (47) Besitzer der Gaststätte "de Winkel" in der Johannisstraße Die deutschen und niederländischen WM-Spiele werden dort auf einer Großleinwand gezeigt. Dabei mutieren die Kneipengäste zu Oranje-Fans. Das liegt nicht daran, dass Maurice Siege der Truppe von Marco van Basten mit einer Lokalrunde Bessen-Genever ("lekker, lekker") zu feiern pflegt, sondern weil er so ein netter Kerl sei und einen putzigen Akzent habe. Außerdem erfüllt er willig das Klischee vom Fußball-verrückten Holländer - trotz eines einschneidenden Jugenderlebnisses. Als 16-Jähriger fuhr er nach dem Besuch eines Spiels zwischen Ajax Amsterdam und PSV Eindhoven mit dem Zug zurück nach Rotterdam. "Dummerweise hatte ich meinen Ajax-Fan-Schal noch um. Am Hauptbahnhof haben mich Rotterdam-Fans gejagt, die von einem Auswärtsspiel zurück kamen. So schnell bin ich noch nie im Leben gelaufen. Aber sie haben mich nicht gekriegt." Dafür aber den Ajax-Schal, den er unterwegs weggeworfen hat. Von Vereinsfußball, aber auch von der Heimat, hatte der aus Gouda stammende gelernte Gastronom und Koch erst einmal die Nase voll. Mehrere Jahre lebte und arbeitete er in Australien, Griechenland und England, ehe es ihn nach Deutschland verschlug. "Ich kam vor zwölf Jahren mit meiner damaligen Freundin aus Frankfurt nach Trier. Sie ist längst wieder weg. Ich bin hier hängen geblieben." Jobs im Funky Abbey, Dietrich's und Café Cha-Cha brachten den Einstieg in die Trierer Gastro-Szene; vor siebeneinhalb Jahren verwirklichten er und Winfried Schmidt mit der Übernahme der früheren Johannisschänke den Traum von der eigenen Kneipe. "de Winkel" könnte für Deutsche durchaus nach Fußball und Tor klingen; der Name hat aber einen ganz anderen Hintergrund. "Winkel ist Niederländisch und heißt Laden, Geschäft. Als Kneipenname ist er aber auch eine Anspielung auf unsere Lage an der Straßenecke." Für heute Abend hofft Maurice Frederiks, dass sein Oranje-Lieblingsspieler Rafael van der Vaart das Runde im Eckigen der "Gouchos" unterbringt. "Aber ich glaube, er wird sehr schwer, die Argentinier zu schlagen. Ich tippe auf 2:2." Und darauf, dass "wir" Weltmeister werden. Wer wir? "Deutschland oder Holland - am liebsten natürlich im direkten Aufeinandertreffen erst im Finale."

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