Noch fehlt Karl Sibelius’ Unterschrift: Große Mehrheit beschließt am Mittwochabend neuen Vertrag für Triers Intendanten

Trier · Ein neuer Vertrag für den Theaterintendanten Karl Sibelius liegt auf dem Tisch, der Steuerungsausschuss hat ihn gestern Abend mit großer Mehrheit beschlossen. Ob Sibelius ihn unterschreibt und am Trierer Theater bleibt, muss sich noch in dieser Woche zeigen.

Heiße Personaldebatten hat die Stadt Trier schon oft erlebt. Manche davon haben die Trierer Lokalpolitik geprägt: Harte Töne, heiße Gefechte - die gab es immer schon. Aber noch niemals stand ein einzelner Arbeitsvertrag derart im Rampenlicht wie der von Karl Sibelius, zurzeit Intendant des Theaters Trier.
Fakt ist: Die Stadt Trier muss den Künstler aus Österreich mit einem neuen Vertrag ausstatten, denn sein aktueller läuft Ende dieser Woche aus. Wenn Sibelius, der Stadtrat und die Verwaltung keine gemeinsame Basis finden, hat das Theater ab Sonntag keinen Intendanten mehr.

Die Ratsfraktionen mussten ihre politische Sommerpause verschieben und am Mittwochabend zu Sondersitzungen des Kultur- und Steuerungsausschusses unter Ausschluss der Öffentlichkeit zusammentreten, um diesen Vertrag zu beschließen. "Ein Vertragspoker in letzter Sekunde", kommentierte ein Mitglied des Steuerungsausschusses, der nach dem Stadtrat das wichtigste politische Gremium in Trier ist.
"Ich kann erst dann darüber nachdenken und eine Entscheidung treffen, wenn mir ein Vertrag vorgelegt wird", sagte Sibelius dem TV am Mittwoch. Dieser Wunsch kann ab sofort erfüllt werden.

Verlängerung bis 2020

Die Stadt bietet dem Intendanten eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrages bis zum 31. Juli 2020 an - mit geänderten Konditionen. Im Steuerungsausschuss, der die finale Entscheidung traf, stimmten CDU, SPD, Grüne, Linke und FWG dem neuen Vertrag zu, AfD und FDP stimmten dagegen.
Der zentrale Punkt des neuen Vertrags ist die Einführung einer Doppelspitze am Theater Trier. Sibelius' Rolle als allein entscheidender Chef ist damit beendet. In allen administrativen, organisatorischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten teilen sich der Intendant und der künftige kaufmännische Direktor gleichberechtigt die Verantwortung - so will es Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD), und so steht es im neuen Vertrag. In künstlerischen Fragen entscheidet der Intendant weiterhin allein.

Bleibt noch das Geld. "Man ist auch im Bezug auf die Gehaltsfragen aufeinander zugegangen", sagte Kulturdezernent Thomas Egger (SPD) am Mittwochabend nach den Sitzungen, die er beide leitete. Konkrete Zahlen wurden nicht genannt.

Der neue Vertrag umfasst auch die Verpflichtung des Intendanten, in jeder Spielzeit als Regisseur oder Darsteller aktiv zu werden. Der dahinter steckende Gedanke: Da er in Zukunft die kaufmännische Steuerung des Hauses dem neuen Verwaltungsdirektor überlassen kann, entstehen Freiräume, in denen er künstlerisch tätig werden könne.
"Beide Ausschüsse äußerten die Erwartungshaltung, mit der neuen Leitungsstruktur nunmehr die Weichen für ein funktionstüchtiges, produktives und spannendes Theater in Trier geschaffen zu haben", sagte Hans-Günther Lanfer vom städtischen Presseamt.

Man freue sich auf eine "vielseitige und abwechslungsreiche Spielzeit mit vielen künstlerischen Highlights". Ein Ausschussmitglied ergänzte: "Ich kann mir nicht vorstellen, wieso man einen derart gut dotierten Vertrag ablehnen sollte." Sibelius selbst macht es weiterhin spannend, am Mittwochabend äußerte er sich nicht. Sein Rechtsanwalt Andreas Ammer hatte bereits zu Beginn der Woche erklärt, dass der Intendant "grundsätzlich" mit einer Doppelspitze am Theater einverstanden wäre.
Dezernent Egger zeigte sich optimistisch. "Wir haben gute und konstruktive Verhandlungen miteinander geführt, und ich gehe deshalb davon aus, dass er dem Vertragsangebot zustimmen wird."

Katharina John ist Plan B

Auch Oberbürgermeister Leibe, zurzeit in Urlaub, glaubt nicht an einen Abschied des Intendanten. "Ich gehe davon aus, dass Herr Sibelius in Trier bleibt" - das hatte Leibe bereits Ende vergangener Woche vor seiner Reise zum Finale der Tour de France betont. Aber wenn nicht? Wer springt für ihn ein? Leibe: "Dann wurde Operndirektorin Katharina John die Funktion einer geschäftsführenden Intendantin übernehmen."

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