Noch wohnen und schon leben

FEYEN-WEISMARK. (rm.) Zum Auftakt der neuen "Trier - ganz nah"-Serie über Feyen-Weismark schreibt TV -Leserin Sabine Razen über das Leben in ihrem Stadtteil.

Mein Mann und ich, beide 40, stammen aus dem Stadtteil. Er stolzener Feyener, ich von der "Siedlung". Zwischenzeitlich wohnten wir sieben Jahre in Heiligkreuz, doch das gemietete Haus wurde uns mit drei Kindern zu klein, und wir begannen, nach Alternativen zu suchen. Wir wollten möglichst stadtnah und doch im Grünen leben. 1999 wurden wir auf das "Beau Village"-Projekt von LBS und Waco aufmerksam, die im Konversionsgebiet Feyen Eigentumswohnungen anboten. Die Konditionen waren günstig, wir kannten Gegend und Leute, also beschlossen wir, zu unseren Wurzeln zurückzukehren. Wir kauften eine Fünf-Zimmer-Wohnung in der Kleiststraße. Vor genau fünf Jahren war unser Heim bezugsfertig. Mit uns zogen 16 Erwachsene und 14 Kinder ins Haus ein. Obwohl wir gleich ein gutes Nachbarschaftsverhältnis hatten, brachte der Umzug große Umstellungen mit sich. Zuvor konnten Ralph und die Kinder bequem zu Fuß zur Arbeit und zur Schule laufen. Nun mussten die Kinder mit dem ständig überfüllten Bus zur Schule fahren, die nur durch Umsteigen zu erreichen war. Inzwischen fährt morgens ein Schulbus von der Grafschaft über Heiligkreuz, Weberbach zum Bahnhof. Das Auto wurde von nun an häufiger genutzt: um zur Arbeit zu kommen und auch zum Einkaufen, denn hier gibt es kein Lebensmittelgeschäft mehr. Insgesamt umfasst das Konversionsgebiet rund 450 Wohnungen, doch zunächst kam uns die Gegend wie eine Geisterstadt vor, weil die Kleiststraße die einzige bewohnte Straße war. Nachdem eine große Wohnungsbaugesellschaft die restlichen Konversionswohnungen gekauft hatte, sollte sich daran etwas ändern.Wir hofften, dass unsere Umgebung bald schöner werden würde und waren gespannt auf die Nachbarn. Doch entgegen unseren Erwartungen wurde mit der Sanierung der Häuser am entgegengesetzten Ende des Wohngebiets begonnen.Neuer Spielplatz, neue Bäume

Das "Wohnen im Park" hatte ein Ende, als 2001 überall Baustellen entstanden und viele Bäume gefällt wurde. Außerdem wurde der vernachlässigte Spielplatz wegen Verletzungsgefahr demontiert. Jetzt sind die gegenüberliegenden Häuser endlich bezugsfertig; das hässliche Heizwerk wurde abgerissen. Nun müssen nur noch die alten Garagen verschwinden. Mit jedem abgeschlossenen Bauprojekt steigt die Lebensqualität - wozu auch die Schaffung von Einkaufsmöglichkeiten beitragen würde. Mittlerweile wurden Bäume gepflanzt, und der Spielplatz wird neu angelegt - leider zu spät für unsere Kinder (zehn, 16 und 18 Jahre). Die hätten lieber einen Jugendtreff, doch davon ist der Stadtteil noch weit entfernt. Hoffnung weckt da die Eröffnung des Familienzentrums des SKF (Sozialdienst katholischer Frauen) in der Gratianstraße. Seit 2000 gehöre ich dem Vorstand des Musikvereins Trier-Feyen 1926 an. Der Zuzug ins Konversionsgebiet lässt uns weiter hoffen, dass auch das Orchester davon profitiert. Doch es ist schwierig, Interesse zu wecken, obwohl wir für Kinder und Jugendliche die Ausbildung an Blasinstrumenten anbieten. Leider haben erst zwei Jugendliche aus dem neuen Wohngebiet zu uns gefunden. In unserem 5600-Einwohner-Stadtteil ist die Bevölkerung sehr vielschichtig. Abgesehen von jungen Familien wohnen hier Leute, die den ganzen Tag arbeiten, nach Feierabend ihre Ruhe haben wollen und deshalb keinerlei Bindung suchen. Für meine Familie und mich ist Feyen-Weismark ein gutes Pflaster. Es war kein Problem sich einzufinden, weil sogar noch Freunde aus unserer Grundschulzeit hier leben und die Gegend immer noch "Naherholungs-Charakter" hat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort