Nothalle in Euren geschlossen - Spenden erwünscht

Trier · Die große Notunterkunft im Gewerbegebiet Euren ist geschlossen. In der Sortierhalle für Spenden wird die Arbeit neu organisiert. Die derzeit geringere Zahl von neu ankommenden Flüchtlingen macht das möglich. Aber es gibt auch Sorgen.

Trier. Sylvia Theis hat ein halbes Jahr lang jede freie Minute der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit gewidmet. Als Mitbegründerin des Netzwerkes Refugium und Hauptorganisatorin und Koordinatorin für zeitweise mehr als 100 Helferinnen und Helfer in der Sortierhalle in der Niederkircher Straße galt sie lange Zeit für unverzichtbar. Seit Anfang März steht die 42-jährige Frau aus Kasel, die von den Lesern des Trierischen Volksfreunds im Dezember zur Respekt-Monatssiegerin gewählt worden war, zumindest dafür nicht mehr zur Verfügung.

"Ich habe lange vorher angekündigt, dass ich Ende Februar aus Zeitgründen nicht mehr in dieser Form aktiv sein kann", sagt Theis im Gespräch mit unserer Zeitung. "Ich bedanke mich von Herzen bei allen, die geholfen haben, für die tolle Unterstützung."

Obwohl sich die engagierte Frau darüber freut, wieder mehr Zeit für sich und die eigene Familie haben, schwingt dem Abschied von ihrer "Soha", wie sie die Sortierhalle nennt, auch Wehmut mit. "Die Arbeit dort kann nicht rein ehrenamtlich organisiert sein. Dafür muss eine professionelle und mit Telefon und Computer ausgestattete Stelle geschaffen werden."

Die Zeit für eine Neuorganisation ist günstig. Denn weniger als 100 Flüchtlinge kommen derzeit täglich neu nach Rheinland-Pfalz und werden auf die acht großen Erstaufnahmeeinrichtungen und ihre Außenstellen verteilt. Vor einigen Wochen war die Zahl noch vierstellig. Und so kündigt die zuständige Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier auf TV-Anfrage auch an, man sei derzeit in Gesprächen, um eine hauptamtliche Betreuung zu organisieren.

Zumindest übergangsweise übernimmt diese Aufgabe ein Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes. Alexander Friebe war bis vor kurzem in der unmittelbar neben der Sortierhalle gelegenen Notunterkunft für Flüchtlinge eingesetzt. Die sogenannte Alarmhalle, in der im Herbst zeitweise mehrere Hundert Flüchtlinge übergangsweise übernachten konnten und von DRK-Mitarbeitern versorgt wurden (der TV berichtete), wird inzwischen nicht mehr benötigt. Sie dient nun der Spedition als zusätzliches Lager, die von Trier aus Erstaufnahmeeinrichtungen im ganzen Land mit Erstausstattungen und Hygieneartikel beliefert.

Friebe und weitere DRK-Mitarbeiter, die für das Alarmzentrum eingestellt wurden, arbeiten nun im Sortierzentrum der ADD und in anderen Einrichtungen des DRK.
"Wir können hier auf der tollen Vorarbeit von Sylvia Theis und anderen Helfern aufbauen", sagt Alexander Friebe. "Ohne ehrenamtliches Engagement und Sachspenden der Bevölkerung wird es auch in Zukunft nicht gehen." Besonders Sommersachen seien nun gefragt (siehe Extra), um sie in Ruhe sortieren und für die Ausgabe an Flüchtlinge vorbereiten zu können.

Ehrenamtskoordinator Jörg Bruch ist überzeugt, dass die Sortierhalle weiter bestehen wird. "Wir bauen aber so etwas nicht auf, um es dann kaputtgehen zu lassen." Ob er sich noch lange für deren Neuorganisation einsetzen kann, ist allerdings nicht sicher. Denn seine Abordnung von der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz als Ehrenamtskoordinator für die ADD Trier ist bis Ende März befristet. Die Entscheidung über eine Nachfolge ist noch offen. Allerdings gab es eine Stellenausschreibung, die eine solche Funktion beinhaltet hat.

Sylvia Theis, die in dem von ihr mitbegründeten Netzwerk Refugium weiter ehrenamtlich aktiv sein wird, erinnert sich gern an die Zusammenarbeit mit Jörg Bruch. "Ich war glücklich, wie sehr er sich für unsere Sache engagiert hat." Dennoch lässt sie durchblicken, dass ihr Abschied von der Sortierhalle nicht ganz harmonisch erfolgte: "Ich hatte mehrfach gebeten, meine Nachfolge rechtzeitig zu klären. Jetzt müssen viele Abläufe neu gemacht werden. Darüber bin ich ein wenig traurig."Meinung

Die Atempause nutzen
Es kommen viel weniger Flüchtlinge als noch vor wenigen Wochen. Wie lange diese Atempause in Trier und Rheinland-Pfalz dauern wird, hängt von den Entscheidungen auf europäischer Ebene ab. Gut ist es, wenn diese Zeit nicht nur zum Durchschnaufen genutzt wird, sondern dazu, Arbeitsabläufe zu überdenken und zu verbessern. Besonders an den Schnittstellen der Hilfe muss die Last den ehrenamtlichen Helfern abgenommen werden. Wenn es um Dienstplanung, Koordination und umfassende Absprachen geht, ist professionelle Steuerung gefragt. Nicht weil Angestellte das zwangsläufig besser können. Es ist die große Verantwortung, die sie von den Schultern der ehrenamtlichen Helfer nehmen müssen. Wenn das geschieht, werden viele von ihnen auch weiterhin mit Freude und Engagement dabei sein. r.neubert@volksfreund.deExtra

Die Spendenbereitschaft in der Bevölkerung ist nach Aussage von Dagmar Barzen, Präsidentin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), weiterhin groß. Nun bestehe ein Bedarf an Sommerbekleidung, sodass die zentrale Kleiderkammer wieder Kleiderspenden entgegennehme.

Die Spenden können von Montag bis Freitag zwischen 9 und 16 Uhr in der Niederkirchner Straße 6 in Trier abgegeben werden. "Bitte spenden Sie nur Dinge, die zurzeit wirklich benötigt werden", erläutert ADD-Präsidentin Barzen. "Es erleichtert den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern die Arbeit und stellt sicher, dass die benötigte Kleidung zügig den Bewohnern der Erstaufnahmeeinrichtungen zugute kommt." Auch bestehe immer die Möglichkeit, sich in der Kleiderkammer ehrenamtlich zu engagieren.

Das wird dringend gebraucht: Sommerbekleidung: Herrenbekleidung in den Größen XS bis M; Damenbekleidung in den Größen XS bis M; Schuhe in den Größen 38 bis 45; Kinder- und Babykleidung für den Sommer sowie Schuhe Rollstühle, Kinderwagen, Koffer und Reisetaschen.

Das wird nicht benötigt: Um die Arbeit der Kleiderkammer nicht zu erschweren, sollte keine Kleidung in den Größen XL oder größer abgegeben werden. Auch Spielsachen, Gesellschaftsspiele, große Kuscheltiere, Hygiene-Artikel, Decken, Abendgarderobe oder Winterbekleidung werden derzeit nicht benötigt.

Es wird gebeten, nur saubere, gewaschene Kleidung zu spenden. red

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