Notruf über die Grenze

Wer im deutsch-luxemburgischen Grenzgebiet per Handy einen Notruf absetzen will, landet in der luxemburgischen Leitstelle. Die Rettungskräfte müssen aber aus Deutschland angefordert werden.

Trier. Den Rettungskräften bot sich am Sonntag ein Bild des Grauens. Zwei total zertrümmerte Autos, eins davon in zwei Teile gerissen, fünf Schwerverletzte, ein Toter. Ein zu schnell fahrender Jaguar-Fahrer hatte vermutlich die Kontrolle über seinen Wagen verloren und war in ein entgegenkommendes Auto gerast (der TV berichtete). Die Bundesstraße 419 bei Palzem (Trier-Saarburg) war stundenlang gesperrt, 40 Rettungskräfte waren im Einsatz, darunter Helfer aus dem Saarland und aus Luxemburg.

Die Bundesstraße verläuft parallel zur Luxemburger Grenze. Wer dort mit seinem Handy telefonieren will, muss zuerst die Vorwahl für Deutschland wählen. Denn das Handy hat sich automatisch in das luxemburgische Mobilfunknetz eingewählt. Keine Seltenheit in der Grenzregion. Selbst in Orten, die einige Kilometer von der Grenze entfernt sind, zeigen viele Handys meist nur das luxemburgische Netz an. In Notfällen kann dies durchaus zu Problemen führen, wie ein Augenzeuge, der als einer der ersten an der Unfallstelle auf der B 419 war, auf www.volksfreund.de anmerkt. Sein Handy war im Luxemburger Netz eingewählt, als er kurz nach dem Unfall einen Notruf absetzen wollte. Allerdings bekam er unter der Notrufnummer 110 keine Verbindung. Unter der 112 meldet sich dann zwar die luxemburgische Leitstelle, die dann an die zuständige Rettungsleitstelle in Trier weiter verbindet, "was aber auch wiederum "wertvolle" Zeit kostet", so der Augenzeuge.

Lange Umwege, große Zeitverschwendung



Er fragt sich, warum die Luxemburger Leitstelle nicht von sich aus Hilfe schicken kann, zumal in diesem Fall der luxemburgische Grenzort Remich, in dem es Feuerwehr und Rettungsdienst gibt, näher ist als etwa Saarburg oder die saarländischen Orte Perl und Mettlach, von wo Rettungskräfte zur Unfallstelle kamen.

Doch das ist nicht möglich. Alle in der Region auflaufenden Notrufe landen in der zentralen Rettungsleitstelle bei der Trierer Feuerwehr. Auch die, die in Luxemburg landen. Laut Mainzer Innenministerium wird dann der Notruf von der dortigen Leitstelle entweder per Rufweiterschaltung oder direkten Anruf nach Trier weitergeben. Das Verfahren habe sich bewährt, sagt Ministeriumssprecher Eric Schäfer. Von dort aus wird dann der Einsatz koordiniert, dort wird auch entschieden, ob etwa ein Hubschrauber der Luxemburger Luftrettung, mit der eine grenzüberschreitende Kooperation besteht, angefordert werden muss. Darüber hinaus ist es aber nicht vorgesehen, dass Rettungswagen oder Feuerwehren von jenseits der Grenze auf deutscher Seite zum Einsatz kommen.

Meinung

Unverständlich

Die Versorgung mit Notärzten - ein Thema, das in der Region immer wieder für Zündstoff sorgt. Zumindest entlang der luxemburgischen Grenze ist die schnelle Versorgung bei Notfällen durch ein Abkommen mit dem Großherzogtum gelöst - bei Bedarf wird ein Hubschrauber der luxemburgischen Luftrettung von der Rettungsleitststelle in Trier angefordert. Das funktioniert in der Praxis reibungslos. Umso unverständlicher ist, warum diese Kooperation nicht auch mit den anderen Rettungskräften jenseits der Grenze vereinbart wird. Bei einem Notfall geht es um Minuten, da dürfen Grenzen keine Rollen spielen. b.wientjes@volksfreund.de

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