Notstand auf den Intensivstationen in der Region

Trier · Für die Kliniken in der Region wird es immer schwieriger, Pfleger für schwerstkranke Patienten zu finden. Laut der Gewerkschaft Verdi werden deswegen regelmäßig Operationen verschoben.

Bei Patienten, die auf einer Intensivstation liegen, geht es oft um Leben und Tod. Sie müssen rund um die Uhr überwacht und gepflegt werden. Viele von ihnen werden künstlich beatmet. Das stellt besondere Anforderungen an die dort arbeitenden Pfleger.

Doch gerade für Intensivstationen wird es immer schwieriger, ausreichend Personal zu finden. Mehr als die Hälfte der Kliniken in Deutschland hat nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft Probleme, Intensivpfleger zu finden. Über 3000 entsprechender Stellen seien nicht besetzt. Konkrete Zahlen für Rheinland-Pfalz und die Region gibt es nicht. "Es gibt einen Fachkräftemangel in der Pflege. Das macht sich auch bei Intensivpflegern bemerkbar", sagt eine Sprecherin der Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz auf Anfrage unserer Zeitung.

In der Region sind laut Arbeitsagentur rund 1000 Stellen in der Pflege offen. Eine Nachfrage bei hiesigen Krankenhäusern zeigt, dass es große Probleme bei der Personalsuche für Intensivstationen gibt. Entsprechende Fachkrankenschwestern und -pfleger zu finden, gestalte sich zunehmend schwieriger, sagt ein Sprecher des Trierer Brüderkrankenhauses. Zeitlich befristet komme es schon mal vor, dass Stellen nicht direkt besetzt werden könnten. Aber es gelinge immer noch, offene Stellen "aus den eigenen Reihen" zu besetzen. "Dass Stellen gar nicht nachbesetzt werden können, haben wir bislang im Brüderkrankenhaus Trier nicht", sagt der Klinik-Sprecher.

Auch aus den Krankenhäusern in Bitburg, Hermeskeil und Gerolstein wird gemeldet, dass es keine Personalengpässe bei Intensivpflegern gebe. "Alle Stellen sind besetzt, aber in der Urlaubszeit kann es vereinzelt vorkommen, dass wir tageweise schon einmal mit Honorarkräften arbeiten müssen", sagt ein Sprecher der Marienhaus GmbH, dem Träger der drei Kliniken. Auch er spricht davon, dass es zunehmend schwerer werde, geeignetes Personal zu finden. Vor allem in Bitburg, weil viele Pflegekräfte aufgrund der Nähe und der besseren Bezahlung im Krankenhausbereich nach Luxemburg wechselten.

Angebot und Nachfrage bei Intensivpflegern seien ins Missverhältnis geraten, sagt eine Sprecherin des Trierer Mutterhauses. Mittlerweile suche man auch außerhalb der Region nach geeignetem Personal. Trotz der Personalnöte heißt es bei allen vom TV befragten Kliniken, dass es bislang dadurch keine Auswirkungen auf den Klinikbetrieb gebe. Die Zahl der maximal betreuten Intensivpatienten habe nicht reduziert werden müssen. Auch geplante Operationen hätten nicht verschoben werden müssen, es seien ausreichend Pfleger für die Nachsorge da.

Dem widerspricht Frank Hutmacher, Fachbereichsleiter Gesundheit bei der Gewerkschaft Verdi in Rheinland-Pfalz, energisch. Es gebe kein Krankenhaus, das nicht wegen fehlender Intensivpfleger die Zahl der Betten auf den entsprechenden Stationen reduziere oder Operationen verschiebe. Oft sei etwa nachts nur ein Pfleger für mehrere Intensivpatienten zuständig. Das bestätigt eine Pflegerin, die seit fast 30 Jahren auf einer Intensivstation eines Krankenhauses in der Region arbeitet. Nicht selten würde die Zahl der Betten von acht auf sechs reduziert, weil nicht ausreichend Pfleger da seien. Häufig arbeitete sie als ausgebildete Pflegerin mit einer Auszubildenden und einer Praktikantin allein auf der Station, sagt die Frau, die anonym bleiben will. "Das geht zulasten der Beschäftigten und der Patienten."

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