Nur Sprinter schaffen es

TRIER-SÜD. Nur ganz schnelle Fußgänger haben an der Ampelanlage in Trier-Süd eine Chance, bei grün über die Straße zu kommen. Der Ottonormalverbraucher scheitert.

Als Fußgänger an der Ampelanlage in Trier-Süd (Kreuzung Konrad Adenauer-Brücke/Aulstraße/Matthiasstraße/Medardstraße) ist es ratsam, die Lichtzeichen nicht einen Augenblick aus den Augen zu lassen. Warum? Damit man bei grün sofort losrennen kann. Sonst läuft man Gefahr, dass kostbare (Zehntel-)Sekunden für das Überqueren der Straße fehlen. Aber der Fußgänger kann sich anstrengen, wie er nur will: Während der Grün-Phase der Ampel schafft es niemand, die Straße ganz zu überqueren, weder Kinder und Jugendliche, junge Leute, Menschen mittleren Alters und schon gar nicht Rollstuhlfahrer oder die Oma mit dem Gehstock in der Hand. Da kommt die Idee auf, es doch einmal auf der gegenüberliegenden Seite (rechts in Richtung Innenstadt gesehen) zu probieren. Fehlanzeige auch hier. Während die "grüne" Ampel dem Fußgänger moselseits sieben Sekunden Zeit lässt, sind es hier gerade mal zwei Sekunden mehr. Auch das reicht nicht, weil die Straße hier ein klein wenig breiter ist. Der Fußweg, den es zu überqueren gilt, beträgt knapp 20 Meter. Besser haben es die motorisierten Verkehrsteilnehmer. Ihre Grün-Phase dauert ungleich länger. Bis die Fußgänger-Ampel von rot auf grün wechselt, dauert es eine Minute 20 Sekunden. Die Passanten sind verärgert, bei einigen steigt Wut auf über diese Praxis. In der Tat: Normalgeher werden bereits auf der Hälfte ihres Überweges von der roten Ampel überrascht. Menschen, die schneller sind, schaffen es höchstens bis zu Dreiviertel des Weges. Insider schauen gar nicht mehr hin. "Hier kann man sich beeilen, wie man will, ein Stück fehlt immer", sagt eine Passantin, die zwei bis dreimal am Tag hier rüber muss. Hedwig Louis hat trotz elektrischem Rollstuhl ihre liebe Not. Es sei "zu knapp". Ulrike Hildebrand kennt das Problem seit 25 Jahren: "Seit ich hier wohne, ist das leider so. Ändern tut keiner was." Ralf Frühauf von der städtischen Pressestelle will den Vorwurf so nicht stehen lassen: "Die Stadt will das nicht abbügeln." Städtische Mitarbeiter hätten aufgrund der TV-Nachfrage die Sache aufgegriffen. Das Ergebnis: Die gesetzlichen Vorgaben an der 18 Meter breiten Überquerung würden eingehalten, sowohl was die Zeit wie auch die Strecke betreffe. Ein Trost für die Fußgänger ist dies indes nicht. Ortsvorsteher Werner Schulz favorisiert einen Kreisverkehr, um Verbesserungen für alle Verkehrsteilnehmer zu erreichen. "Platz für einen Kreisel wäre jedenfalls genug, wenn nur die Kosten nicht wären". Man sei dran, hier etwas zu tun, auch in Anbetracht der Medard-Schule. Schulz: "Gott sei dank ist noch nichts passiert."

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