"Nur die Heidschnucken fehlen"

BIEWER. Grüne Daumen hat es in der Familie Hermesdorf schon seit Generationen gegeben. Seit zwei Jahren führt Ralf Hermesdorf den Gartenbaubetrieb im Aacher Weg 69. Mit 70 verschiedenen Erika-Sorten und einer speziell entwickelten Erde ist er Profi in Sachen Heidegärten.

Wer die windungsreiche Straße von Biewer nach Aach fährt, kommt unweigerlich an dem Gartenbaubetrieb Hermesdorf vorbei. Markantes Markenzeichen: Die großen Erd-, Pferdemist- und Rindenmulchhaufen auf der linken Straßenseite. Schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite leuchten Eriken in allen Farben aus ihren Beeten. Seit vielen Jahren ist der Betrieb auf Heidepflanzen spezialisiert: Sommer- und Winterheide, Begleitpflanzen wie Rhododendren oder Azaleen. Die spezielle humusreiche saure Erde hat der Betrieb selbst entwickelt. Vor Ralf Hermesdorf führte Mutter Karin zusammen mit Vater Bernard bis zu ihrem Tod den Betrieb. In beiden Familien gibt es Gärtner in der Ahnengalerie - im väterlichen Zweig soll die Gärtnerdynastie sogar in das 18. Jahrhundert zurück zu verfolgen sein. Aus dem ehemaligen Gemüsebaubetrieb des Großvaters entstand an gleicher Stelle ein Gartenbaubetrieb, der heute 70 Sorten Eriken im Verkauf hat. Die Idee, sich auf Heidegärten zu spezialisieren, hatte Gärtnermeister Bernard Hermesdorf von einer Reise nach England mit nach Hause gebracht. Dort besuchte er im Jahr 1967 den Wisley-Garden der alterwürdigen königlich-englischen Gartenbaugesellschaft. Der Anblick der Heidegärten faszinierte Hermesdorf, der 1974 seinen Meister im Gartenlandschaftsbau machte. Der Betrieb, der Mitglied in der Gesellschaft der deutschen Heidefreunde ist, kauft seitdem die Eriken in Deutschland ein und führt Garten- und Landschaftsarbeiten aus. Zur Bepflanzung brauchen die Heidepflanzen jedoch eine spezielle Erde. Mit dem Hintergedanken, die Torfmoore zu schützen, begann das Gärtnerteam ab dem Jahr 1989 mit eigenen Versuchen. Dazu bediente die Gärtnerei sich der Restprodukte von Holz, "entsorgte" die Rinde zwei anderer Firmen und begann mit Rindenmulch zu experimentieren. "Wir wollen die Produkte aus der Region nutzen", sagt Ralf Hermesdorf. Kurze Transportwege und die Gewissheit des ständigen Absatzes führten zu einer Art Netzwerk der beteiligten Firmen. Die Versuche rentierten sich. Heute führt die Gärtnerei Hermesdorf gleich mehrere spezielle Sorten von Erde und Humus. Dass der Betrieb auch überregional angesehen ist, beweisen Aufträge aus München oder dem Schwarzwald. Dort pflanzte Hermesdorf 900 Eriken und Begleitpflanzen in einen Garten. "Da fehlten nur noch die Heidschnucken", lacht er.Humus für den japanischen Garten

Gar nicht gut zu sprechen sind Hermesdorf senior und junior auf die modernen Sammelbehälter zum Kompostieren. Der Gartenbaubetrieb zeigt daher bei der Landesgartenschau mit einer Kompostieranlage, wie er Humus herstellt und wie der Boden verbessert und abgemulcht werden kann. Apropos Landesgartenschau: Mit 30 Kubikmetern saurem Humus hat sich Hermesdorf als einer der Sponsoren am Japanischen Garten beteiligt. "Wir arbeiten 365 Tage im Jahr", berichtet Hermesdorf junior, für den der Beruf ein Hobby ist. "Es ist schön, mit vielen Menschen zusammen zu kommen." Dann schränkt er doch ein: Einen Ausgleich brauche er zum grünen Schaffen. Dann nämlich fährt der 36-Jährige mit seinem Ford Taunus, Baujahr 1971 durch die Gegend.Morgen in unserer Stadtteil-Serie: Die Geschichte der Grundschule Biewer.

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