Nur ein paar Kilometer?

TARFORST. (len) Aufklärung für Verkehrssicherheit: Im Reaktionszeit-Simulator der Landespolizeischule erlebten Autofahrer, welche Folgen zu schnelles Fahren haben kann.

"Heute müssen Sie nicht zahlen" - Autofahrer, die in der Straße "Am Trimmelter Hof" unterwegs sind und sich nicht an die Geschwindigkeitsbeschränkung gehalten haben, werden von freundlichen Polizisten angehalten. "Heute erheben wir keine Verwarnungsgelder", erklärt Karl-Peter Jochem, Verkehrssicherheitsexperte der Trierer Polizei. "Es geht um Aufklärung."Die Straße "Am Trimmelter Hof" ist an der Einmündung der Straße "Langflur" ein verkehrsberuhigter Bereich - nur mit Schritttempo dürfen sich Fahrzeuge hier fortbewegen und müssen Fußgängern den Vortritt lassen.Doch die Realität sieht anders aus: Um die 30 Stundenkilometer zeigt die Laserpistole der Beamten bei den meisten Autos an. "Es ist erschreckend, dass viele Autofahrer nicht wissen, dass sie im verkehrsberuhigten Bereich nur Schrittgeschwindigkeit fahren dürfen", erklärt Jochem.Aktion ist ein Versprechen an die Kinder

Mit der Aktion löst die Polizei ein Versprechen ein, dass sie Kindern aus der Straße "Langflur" in einem Beitrag von "Logo", einer Nachrichtensendung für Kinder, gegeben hat (der TV berichtete). Auch die Stadtverwaltung ist inzwischen aktiv geworden: In beiden Fahrtrichtungen zeigen mobile Geschwindigkeitsanzeigen Fahrzeugführern ihr Tempo an.Sieben Polizeibeamte sind bei der Aktion im Einsatz, das Info-Mobil der Trierer Polizei und der Reaktionszeit-Simulator der Landespolizeischule stehen in Tarforst.Im Info-Mobil klärt Joachim Franzen einen Autofahrer aus dem Bitburger Raum auf - mit 31 Stundenkilometern ist der Mann unterwegs gewesen. "Ich dachte, hier darf ich 30 fahren", sagt er.30 Stundenkilometer hört sich nicht nach viel an - im Ernstfall kann dieses Tempo über Leben oder Tod eines Fußgängers entscheiden. Anhand einer Tafel mit Geschwindigkeiten erklärt Franzen dem Autofahrer das Zusammenspiel von Reaktionsweg, Brems- und Anhalteweg. Während er, wenn bei vorgeschriebener Geschwindigkeit sechs Meter vor seinem Fahrzeug plötzlich ein Hindernis auftaucht, noch rechtzeitig bremsen kann, würde er bei den gefahrenen 31 Stundenkilometern das Hindernis - möglicherweise ein Kind, das auf die Straße läuft - mit vollem Tempo treffen. Bei einer Reaktionszeit von einer Sekunde schwebt der Fuß zum Zeitpunkt des Aufpralls gerade einmal über dem Bremspedal. Erst acht Meter hinter dem Hindernis würde das Auto zum Stehen kommen.Dass sie ungebremst auf ein Hindernis aufprallen würden, ist für fast alle Autofahrer ein Aha-Erlebnis - so auch für eine Frau, die in dem mobilen Reaktionszeit-Simulator der Landespolizeischule Rheinland-Pfalz sitzt. "Ach ja, das hätt' ich jetzt nicht gedacht", sagt sie völlig überrascht.Im Simulator können die Autofahrer selbst ausprobieren, wie schnell sie bei einer Gefahr auf die Bremse treten können. Anhand des Messwertes erklärt ihnen Horst Müller von der Beratungsstelle der Landespolizeischule, wie sich der Anhalteweg des Fahrzeugs bei der gefahrenen im Vergleich zur vorgeschriebenen Geschwindigkeit verändert. "Wir zeigen den Fahrern, welche Gefahr sie durch zu schnelles Fahren gewesen sind", erklärt Müller. "Die Autofahrer schätzen ihr Verhalten meist falsch ein. Oft heißt es: Das waren ja nur ein paar Kilometer."

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