"Nur ein vergammeltes Straßenschild"

TRIER. (red) "Auf den Spuren von Adelheid von Beßlich" – das war der Titel eines abendlichen Stadtrundgangs bei den Heilig-Rock-Tagen. Neben "Klassikern" wie Friedrich Spee, Blandine Merten oder den Trierer Bischöfen war dieser Stadtgang erstmals ins Programm des Bistumsfests der Diözese aufgenommen worden.

Auf Schritt und Tritt wurden die Teilnehmer des Stadtrundgangs an Adelheid von Beßlich erinnert. Aber wer war diese Frau, die im 16. Jahrhundert in Trier lebte und die Menschen in der Stadt unterstützte? Geboren im Jahr 1445, heiratete die Tochter des Trierer Stadtschreibers Klaas von Zerf einen Metzgermeister aus Trier. Dieser geriet später aufgrund seines "unsoliden" Lebenswandels immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt. Er wurde enteignet, leistete Meineide, wurde aber später durch eine Spende an den damaligen Bischof rehabilitiert und stieg in der Stadt über das Schöffenamt bis zum Bürgermeister auf. Doch erneut gab es Querelen. Er wurde seines Amts enthoben und floh aus der Stadt nach Metz. Seine Frau Adelheid versöhnte sich nach seinem Tod mit den Räten der Stadt und wurde durch Erbschaften zu einer reichen Mäzenin in Trier. Am ehemaligen Haus Winneburg an der Palaststraße ließ sie die Armen speisen und Wärmeöfen für Not leidende Bewohner aufstellen. Hier erinnert heute nichts mehr an die Wohltäterin. "Der erste Brunnen mit sauberem Trinkwasser auf dem Hauptmarkt wurde von Adelheid gestiftet. Sie sorgte in ihrer Zeit für das leibliche und auch seelische Wohl der Bevölkerung", erläuterte Dorothee Serwe, Mitarbeiterin der Trierer Dominformation bei der Führung auf Adelheids Spuren. Der Turm der Gangolfkirche mit seiner Lumpenglocke und ein Schrein für den Heiligen Rock sind ebenso Zeugnisse ihrer Stiftungen wie zahlreiche Häuser in der Innenstadt, Öl- und Kornmühlen sowie die Apostelgemälde in der Liebfrauenkirche neben dem Trierer Dom."Sie ist der Stadt zu wenig wert"

Das alles erfuhren die Teilnehmer des Stadtgangs ebenso wie die Tatsache, dass am Martinsufer eine von Adelheid gestiftete Kreuzigungsgruppe an den Kreuzweg vom Nordtor des Doms bis an die Mosel erinnert. "Adelheid von Beßlich ist der Stadt zu wenig wert - nur ein vergammeltes Straßenschild im Trierer Süden erinnert an die Wohltäterin. Auf den Plaketten auf dem Trierer Petrisberg, die an bekannte Persönlichkeiten der Stadt Trier erinnern, hat man sie sogar vergessen", kritisierte Führerin Serwe.

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