Nur nicht aus Liebe weinen

TRIER. Mit der Uraufführung von "Over the rainbow - eine Frau träumt" eröffneten Sopranistin Beatrice Bergér, Lotti Maes (Saxofon) und Pianist Klauspeter Bungert in der Tufa die Spielzeit 2003/2004 des Vereins Freischaffende Musiker Trier.

 Überzeugte ihr Publikum mit "Over the rainbow": Die Sopranistin Beatrice Bergér auf der Bühne der ausverkauften Tufa.Foto: Manuel W. Schmitt

Überzeugte ihr Publikum mit "Over the rainbow": Die Sopranistin Beatrice Bergér auf der Bühne der ausverkauften Tufa.Foto: Manuel W. Schmitt

Was macht die denn da? Eine junge Frau mit Fotoapparat steht vor der Bühne und nimmt den Zuschauern die Sicht. "Könnten Sie mal bitte zur Seite gehen", wäre mancher versucht zu sagen - handelte es sich bei der jungen Frau mit Fotoapparat nicht um die Hauptdarstellerin. "Over the rainbow - eine Frau träumt - Alice in der Hängematte", heißt die musikalische Collage, der sie entsprungen ist. Und Protagonistin Alice (Beatrice Bergér) huscht in ihrem wehenden, cremefarbenen Kleid auch schon wieder zurück auf die Bühne. Dort schmiegt sie sich singend an den Mann ihrer Träume, den sie soeben selbst erschaffen hat. "Ich brauche Liebe", verkündet ihr Sopran im gleichnamigen Titel von Igor Hofstetter. Doch während sie mit Schumanns "Lied der Braut" schon musikalisch die Hochzeitsglocken läuten lässt, kommt ihr eine Frage in den Sinn: "Wie sag' ich's meinen Eltern?" - "Ach, Mutti", seufzt Alice vor sich hin, bevor sie sich mit "O mio babbino caro" von Puccini ihrem Vater zuwendet. "Alice", ruft es da aus der Ferne, und eine Frau mit Saxofon (Lotti Maes) erscheint. Die Titelmelodie aus Harold Arlens Musical "Der Zauberer von Oz" spielend, setzt sie sich auf die Bühne. Während das Lied langsam verklingt, lässt Alice träumend ihren Kopf auf die Schulter der Musikerin sinken. "Warum hast du Angst, deine Eltern zu verlieren?", will diese von ihr wissen, "Angst wird zu Wut, Wut zu Hass, und Hass zerstört alles!" Da ist auch schon geschehen: Alices "Traummann" - unbeholfen und voller Zweifel spricht sie mühsam das Wort aus - hat sich als Illusion, als bloßer "Kleiderständer" entpuppt. Auch Maskerade rettet da nichts mehr: Im Abendkleid tippelt sie, mit grellbuntem Schmuck und einer roten Federboa behangen, vor ihm auf und ab. Sie putzt mechanisch seine Schuhe, salutiert unterwürfig vor ihm. Doch ihr Phantasiegeschöpf im dunklen Anzug erwidert ihre Zuneigung nicht mehr. "Nur nicht aus Liebe weinen", kann sich Alice nun nur noch trösten. Doch wird sie wirklich ein neues Glück finden? "Träume sind vergänglich, aber man soll sie trotzdem nicht aufgeben", sagt Regisseurin Vera Ilieva. Sie hat das Ein-Frau-Stück zusammen mit ihrer Berliner Kollegin Susanne Ruprecht, Hauptdarstellerin Beatrice Bergér (Sopran) und dem Pianisten Klauspeter Bungert entwickelt. "Es ist zum Teil autobiografisch", erklärt Bergér, "sonst könnte man eine solche Spannweite musikalischer Träume nicht überzeugend interpretieren." Und überzeugt hat sie ihr Publikum bei der Uraufführung im ausverkauten kleinen Saal der Trierer Tuchfabrik: Vor allem die Zuschauerinnen lachten und litten mit der Sängerin, erkannten sich und ihre Träume im Geschehen wieder. Der Schlussapplaus währte Minuten, lautstark forderten die Zuschauer eine Zugabe. Die Show "Over the rainbow - eine Frau träumt" mit Beatrice Bergér ist am Sonntag, 5. Oktober, um 20 Uhr noch einmal im kleinen Saal der Tufa zu sehen. Das nächste Konzert der Freischaffenden Musiker Trier - "Zauber der Violine" mit Nachwuchsgeiger Albert Kling und Klauspeter Bungert (Klavier) - findet am Sonntag, 21. September, um 20 Uhr statt an gleicher Stelle statt.

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