"Nur nicht festhängen, wenn es losgeht"

TRIER/SCHWEICH/KONZ. Die Reiselust der Bürger Richtung Türkei oder Nordafrika hält sich in Grenzen: Das melden die Reisebüros in Trier und Umgebung. Der drohende Irak-Krieg verdirbt manchem die Urlaubsfreude. Umbuchen oder Abwarten, so lautet die Devise.

 Wohin im Urlaub? Die schönste Zeit des Jahres soll nicht durch äußere Einflüsse getrübt werden. TV -Archiv/Foto: Jennifer Falk

Wohin im Urlaub? Die schönste Zeit des Jahres soll nicht durch äußere Einflüsse getrübt werden. TV -Archiv/Foto: Jennifer Falk

So mancher Kunde zeigt sichverunsichert, berichtet etwa Renate Bamberg vom SchweicherReisebüro. Statt der ansonsten beliebten Reiseziele Türkei,Ägypten, Marokko oder Tunesien buchen die Sonnenanbeter häufigauf Spanien oder Portugal um. Trotz Ölpest im Atlantik - "dasnimmt man wohl eher in Kauf als einen drohenden Krieg", vermutetBamberg. Auch bei Alexandra Meyer im Trierer Luxtours-Reisebüro reden die Kunden offen über ihre Sorgen. "Sie haben Angst, dass sie in der Türkei oder Nordafrika festhängen, wenn es losgeht", hat sie beobachtet. Die "zurzeit massenhaften und günstigen Last-Minute-Angebote in diese Richtung", die sie anbieten kann, finden wenig Gegenliebe. "Dann eher schon die Kanaren", heißt es bei Luxtours.

Kein genereller Verzicht auf Flugreisen

Dass generell weniger geflogen würde, ist nicht festzustellen. "Keinen Trendwechsel" zum Urlaub mit Auto, Bahn oder Bus hat Sonja Schuler vom TUI-Reisecenter Konz bemerkt. "Nur in Einzelfällen" sei das Thema "Fliegen" von Kunden mit kritischen Vorbehalten angesprochen worden.

Ein Eindruck, den auch der Trierer Busreisen-Spezialist "Schauinsland" bestätigt. Der von manchen Experten prognostizierte Wechsel von den europaweiten Flugreisen auf näher gelegene Ziele, die man per Bus erreichen kann, ist bislang ausgeblieben. "Ganz normale Geschäfte" meldet Schauinsland, außergewöhnliche Zuwächse kann man nicht verzeichnen. Allerdings auch keine Verluste: Nur "ganz vereinzelt" hätten "vorwiegend ältere" Urlauber überlegt, "in diesem Jahr überhaupt nicht zu verreisen".

Viele Reisewillige warten einfach mal ab. Falls sie die Reise bereits in der Tasche haben, können sie auf einen Frühbucher- Service vieler Reiseunternehmen zurückgreifen: Bis zwei Monate vor Reise-Antritt, informiert Martina Jacobi vom Kylltal-Reisebüro, sei eine kostenlose Stornierung von Touren in "Krisengebiete" bei den meisten Gesellschaften möglich: "Wer heute Türkei oder Tunesien bucht, nimmt diese Klausel in den Vertrag auf".

Kulante Sonderregelungen bei vielen Veranstaltern

Solche Kulanz soll helfen, ein Umsatz-Debakel im Sommer zu vermeiden. Dennoch sagen Experten wie der Trierer Fremdenverkehrs-Geograph Professor Christoph Becker einen "mittleren Einbruch" für Urlaubsregionen wie die Türkei oder Nordafrika voraus.

Becker arbeitet zurzeit mit einem Forschungsprojekt der Universität Trier daran, die langfristige Wirkung von Kriegen und Krisen auf Urlaubsregionen wissenschaftlich zu analysieren. Bislang gebe es in diesem Bereich "eher Spekulationen".

Es sei aber zu beobachten, dass aktuelle Reaktionen der Touristen auf einzelne Anschläge oder kriegerische Auseinandersetzungen "in der Regel ziemlich schnell vorbei" seien. Selbst spektakuläre Anschläge wie die Schüsse auf Urlauber im ägyptischen Luxor hätten "nach zwei Jahren ihre Wirkung verloren".

Als schwerwiegender schätzt der Wissenschaftler längerfristige, bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen in einem Land ein. Sie könnten zu "einer dauerhaften Image-Schädigung führen" und so die betroffene Region für einen längeren Zeitraum aus der Reihe potenzieller Urlaubsländer hinaus katapultieren.

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