Obdachlos in Trier

TRIER. (red) Obdachlose sind selten geworden im Trierer Stadtbild. Aber es gibt sie noch, die Menschen ohne eigene Wohnung. Sie brauchen besonders im Winter Hilfe.

Um über die Hintergründe für ein Leben auf der Straße und die Probleme auf dem Weg zurück ins bürgerliche Leben zu informieren, veranstaltete der Arbeitskreis Obdachlosigkeit und sozial Benachteiligte (AKOS) der katholischen Hochschulgemeinde einen Film- und Diskussionsabend. Gezeigt wurde die prämierte Dokumentation "Obdachlos" von Gi Reiff. Im Mittelpunkt des Films steht Bernd, ein Trierer Obdachloser, der zum Schnorren nicht einfach mit aufgehaltener Hand in der Fußgängerzone sitzt, sondern Passanten die Tür beim Kirchenbesuch aufhält. Eines seiner wenigen "Freizeitvergnügen" ist das Lesen in der Stadtbibliothek. In ruhigen Bildern zeigt der Film Stationen in Bernds Alltag und lässt ihn von seiner Vergangenheit erzählen. Und er hat einiges zu berichten: von seinem Elternhaus und den Werten, die er schon früh mit auf den Weg bekam, von Schicksalsschlägen, Drogen, Liebe, Tod und dem Weg auf die Straße.Regisseurin steht Rede und Antwort

Im Anschluss an den Film standen sowohl die Regisseurin als auch die Hauptperson für Fragen des Publikums zur Verfügung. Gi Reiff hatte sich mit ihrem zweiten Film aus der Reihe "Profile" kein einfaches Thema ausgesucht, galt es doch, wie sie berichtete, erst einmal einen Obdachlosen zu finden, der bereit war, sich länger und offen vor der Kamera zu zeigen. Es gehe ihr um eine differenzierte Wahrnehmung, sagte sie, deutlich zu machen, dass hinter jedem Obdachlosen eine individuelle Geschichte steht, dass es auch für Bernd Mut erforderte, nach Jahren auf der Straße den mehr oder weniger noch vorhandenen Wunsch nach einem schönen bürgerlichen Leben umzusetzen. Doch Bernd, so konnten die Zuhörer von ihm in der Diskussion erfahren, ist diesem Wunsch seit Abschluss des Films 2005 ein Stück näher gekommen. Die Beschäftigung mit seinem Leben während und nach den Dreharbeiten sowie starke gesundheitliche Beeinträchtigungen bewirkten den Impuls, sein Leben neu zu gestalten. Er hat es geschafft: Seit diesem Jahr lebt Bernd in einer Einrichtung des Caritasverbandes, wo er unter professioneller Begleitung mit anderen Menschen unter einem Dach zusammen wohnt. Bernd sei ein positives Beispiel, er habe sich trotz einiger Rückschläge nicht entmutigen lassen und sich seine Selbstachtung bewahrt, wie ihn Gi Reiff charakterisierte. Denn mit einem Wohnungsangebot allein ist es nicht getan. Der ehemalige Obdachlose berichtete von der Disziplin, die er täglich aufbringen muss, Neues zu lernen, verstärkt auf Hygiene zu achten, die Unfreundlichkeit mancher Ämter zu ertragen. Hohe Anforderungen für einen Menschen, dem die Folgen der 19 rauen Jahre auf der Straße noch heute zu schaffen machen. Der Vorsitzende des Arbeitskreises, Pascal Klingmann, moderierte die Veranstaltung, zu der neben rund 60 Interessierten auch der Trierer Streetworker Raimund Ackermann, Vertreter der Caritas, die verschiedene Heime und Angebote für Obdachlose betreibt, sowie Bruder Elias von den Barmherzigen Brüdern erschienen waren. Info: http://www.ak-obdachlosigkeit-trier.de

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