Ökumene mit orthodoxem Akzent

TRIER. Die Ökumene sowie die Kommunionkinder des Bistums standen am Wochenende im Mittelpunkt der Heilig-Rock-Tage. Den Auftakt bildete am Samstag ein feierlicher Gottesdienst im Dom, an dem erstmals auch Vertreter orthodoxer Kirchen teilnahmen.

 Vier Männer - vier Kirchen: (von links) Christoph Pistorius, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Trier, Erzbischof Karekin Bekdjian, Bischof Reinhard Marx und Metropolit Augoustinos.

Vier Männer - vier Kirchen: (von links) Christoph Pistorius, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Trier, Erzbischof Karekin Bekdjian, Bischof Reinhard Marx und Metropolit Augoustinos.

Foto: Stölb

Samstagvormittagim Dom: Dichter Weihrauch durchzieht die Heiligrock-Kapelle,derweil der Gesang des serbisch-orthodoxen Chores aus Hannoverden Raum erfüllt. Metropolit Augoustinus Labardakis schreitetnach vorne, verbeugt sich und küsst die gläserne Vitrine, indessen Innerem ein Schrein den Heiligen Rock aufbewahrt; das"letzte Hemd Christi", wie es der Limburger Bischof FranzKamphaus am Vorabend zur Eröffnung der diesjährigenHeilig-Rock-Tage genannt hat. Das nahtlose Gewand, das derfrühere Bischof Spital zu einem Symbol für die Einheit derChristen erhoben hatte. Eine Bedeutung, die an diesem Tag augenscheinlich wird. Denn wenige Wochen nach der viel diskutierten Enzyklika des Papstes und kurz vor dem ersten Ökumenischen Kirchentag in Berlin feiern Vertreter unterschiedlicher Konfessionen und Glaubensgemeinschaften einen gemeinsamen Gottesdienst und setzen dabei "einen orthodoxen Akzent der Ökumene", wie Bischof Reinhard Marx es formulierte. So beteiligen sich - neben Protestanten - erstmals auch hochrangige Vertreter orthodoxer Kirchen an der Feier in Deutschlands ältester Bischofskirche. Unter ihnen der griechisch-orthodoxe Metropolit und Exarch von Zentraleuropa, Augoustinos Labardakis von Deutschland, sowie Erzbischof Karekin Bekdjian, Primas der armenisch-apostolischen Kirche in der Bundesrepublik. Armenien war vor mehr als 1700 Jahren das erste Land der Erde, in dem das Christentum Staatsreligion wurde.

Dass die gespaltene Christenheit heute auch Probleme eint, machte Metropolit Augoustinos in seiner Predigt deutlich. Er setzte sich mit der zunehmenden "Entkirchlichung" in Deutschland auseinander. Die Menschen müssten dem "befreienden Glauben" wieder eine Chance geben, mahnte der Exarch von Zentraleuropa. Nicht Aufgeklärtheit, naturwissenschaftliche Kenntnisse, modernes oder postmodernes Denken hinderten die Menschen daran, an Christus zu glauben. "Vielmehr ist es unser Unwissen über den Gottessohn und das Unverständnis für die Geheimnisse Gottes. Es ist unser träges Herz, das sich eingerichtet hat in der Welt unserer eigenen begrenzten Vorstellungen", sagte der Metropolit.

Viel Vorstellungskraft brauchten auch die 750 Kommunionkinder, die mit ihren mehr als 300 Betreuern zu den Heilig-Rock-Tagen angereist waren und sich in Gesprächen, Bildern, Collagen und Bastelarbeiten eingehend mit dem Thema "Engel" auseinander setzten, das in der alttestamentarischen Tobit-Geschichte eine wichtige Rolle spielt. "Wir wollen den Kindern vermitteln, dass Engel keine abstrakten Wesen sind, sondern auch Menschen sein können, die uns jeden Tag begegnen", erläuterten Claire Köster und Kirsten Denker-Burr vom Workshop "Wo sind meine Engel?".

Erstmals eigene Angebote für Kommunionkinder

Erstmals gibt es bei den Heilig-Rock-Tagen gesonderte Angebote für Kinder, die in diesem Jahr ihre Erstkommunion feierten. Ein Konzept, das offensichtlich aufgeht: Begeistert waren denn auch die Kommunionkinder der Pfarrei St. Pius in Neunkirchen. "Mir hat besonders die Besichtigung des Doms gefallen", berichtete die neunjährige Michelle. Und ihre Freundin Selina wusste schon am Samstag, wohin sie in vier Jahren fahren wird: "Dann kommt mein Bruder zur Kommunion, und ich fahre mit ihm nach Trier."

 Die Kommunionkinder aus Neunkirchen waren begeistert vom Angebot der Heilig-Rock-Tage.Fotos: Marcus Stölb

Die Kommunionkinder aus Neunkirchen waren begeistert vom Angebot der Heilig-Rock-Tage.Fotos: Marcus Stölb

Auch die Katechetinnen hatten viel Lob für die Veranstalter um Domvikar Ulrich Graf von Plettenberg übrig: "Das ist ein wunderschönes Angebot. Die Fahrt nach Trier hat sich auf jeden Fall gelohnt", so Heike Forster und Kerstin Mohr. Geht es nach Pastor Raimund Spira, dann fahren die Kommunionkinder von St. Pius auch im nächsten Jahr zum Dom St. Peter nach Trier.

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