Offenbar optimistisch

TRIER. "Die Stadt Trier ist meine persönliche und politische Heimat und damit der Ort, den man braucht, wenn man die Schnauze voll hat." Doch diesen Punkt hat Christoph Böhr, Herausforderer von Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) und CDU-Direktkandidat im Wahlkreis Trier, laut eigener Aussage "noch lange nicht erreicht".

Entspannt sitzt der Vorsitzende der CDU Rheinland-Pfalz vor dem Kamin seines prächtigen Altbaus in bester Trierer Lage. Prächtig, aber auch getarnt. Es gibt weder Briefkasten noch Klingel-Schild mit einer Aufschrift "Christoph Böhr" - die man, wollte man näheres über den Bewohner verraten, ergänzen könnte mit "Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten" oder "CDU-Bundes-Vize-Chef". "Wir haben das Namensschild entfernen lassen", verrät Ehefrau Margret. "Schließlich braucht man irgendwann auch mal Ruhe."2001 gewann Christoph Grimm

Diese Ruhe sucht und findet Christoph Böhr in Trier "normalerweise zumindest am Teil eines Wochenendes". Das ist jedoch nicht alles: Trier ist Böhrs Wahlkreis - und in diesem hat Christoph Grimm (SPD) 2001 das Direktmandat gewonnen. Das damalige Ergebnis: Grimm holte 39,1 Prozent der Stimmen, Böhr 38,2 Prozent. Diesmal sieht sich Christoph Böhr Malu Dreyer gegenüber, die als Direktkandidatin für die SPD antritt. Die Landtagswahl 2001 sei nicht vergleichbar mit 2006. "Damals konnten wir in Trier nicht direkt gewinnen, wir wollten uns nur achtbar schlagen", sagt der CDU-Spitzenkandidat. Heute gehen die Christdemokraten offenbar optimistischer an die Sache ran. "Der Direktsieg ist drin", sagt Böhr. Wer macht einen Fehler, wird nervös oder springt auf das falsche Thema an? "Details dieser Art werden entscheiden." Die Vermeidung derartiger Fehler hat "oft einen 18-Stunden-Tag und entsprechend wenig Schlaf" zur Folge. "Der Ehrgeiz, das Direktmandat im Wahlkreis Trier zu gewinnen, ist bei weitem nicht der einzige Grund für die enge Bindung an die Römerstadt", betont Böhr. Es fällt nicht schwer, ihm das zu glauben. Er war von 1988 bis 2003 Vorsitzender der CDU Trier, hat von 1984 bis 2004 dem Rat der Stadt Trier angehört und war über 16 Jahre hinweg Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion. Zusammen mit seiner Frau Margret hat Christoph Böhr den Verein "Schülerlotse" gegründet, der Bildungspatenschaften vermittelt - für Schulkinder in Deutschland. "Viele Kinder und Jugendliche bekommen nicht die Schulausbildung, die ihren Fähigkeiten entspricht", erläutert Böhr. "Nicht etwa weil sie zu faul sind, sondern weil ihre Eltern entweder arbeitslos sind oder ein sehr geringes Einkommen haben." Aber die Bildungschancen der Kinder dürfen nicht vom Kontostand ihrer Eltern abhängen. Deshalb sucht "Schülerlotse" Bildungspaten. Die Böhrs betonen, es handle sich um eine private Initiative und nicht um ein parteipolitisch initiiertes Projekt. "Jedes bedürftige Kind kann auf uns zählen. Wir fragen nicht nach dem Parteibuch der Eltern."

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