Open Air mit Wasser-Sorgen

TRIER. Das Trierer Volk ist feierwütig. Regelmäßig zwei Wochen nach dem Altstadtfest steigt das Moselfest Zurlauben. Nach anfänglich schleppendem Auftakt strömten die Besucher Samstagabend an das Moselufer. Heute wird das Veranstaltungsprogramm fortgesetzt.

"Mit Zusatzbussen direkt zum Moselfest und nach Hause" - der Slogan in den Stadtwerke-Bussen scheint zu ziehen. In drangvoller Enge geht es in Richtung Zurlauben, wo zum 48. Mal das Moselfest gefeiert wird. Überwiegend junge Leute sind dabei - mitunter als "Eigenversorger" mit Wein- und Sektflaschen vom Discounter deutlich erkennbar. "Sie" häufig in bauch- und dekolletéefreier Aufmachung, "er" mit Gelfrisur und gelegentlich in nicht so modischer Regenjacke. Schließlich hatte es am Freitag und Samstag immer wieder Regenschauer gegeben, niederprasselnde Eiskörner drohten den Wirtsleuten buchstäblich das Geschäft zu verhageln.Wunderschöne Regenbogen

"Ziemlich schleppend", lauten etliche Kommentare von Standbetreibern zum Freitag- und Samstaggeschehen, "das Wetter… ". Und viel sagende Augenaufschläge deuten nach oben zu den dunklen Wolken, zwischen denen sich wunderschöne Regenbogen abzeichnen. Doch allen Unkenrufen zum Trotz bleibt es am Samstagabend trocken. So kommt es, dass nach anfänglicher Zurückhaltung das Publikum dennoch zu seinem Trierer Großereignis strömt. Fischgeruch - nicht etwa aus der Mosel, sondern von der Bratküche - weht schon auf der linken Moselseite den Besuchern entgegen, auf die ein Mix von Open-Air-Festival, Kirmes und Weinlaubenromantik, gepaart mit einem enormen gastronomischen Angebot von flüssiger und fester Nahrung, wartet. Dabei scheinen die Gastronomen durchaus auf Synergie-Effekte zu setzen, wenn an einer Stelle kalorienreiche Magenfüller angeboten werden und nicht weit davon entfernt die "Enzian-Tankstelle" Erleichterung verspricht. Doch zunächst gilt es, am Moselufer der Live-Musik zu lauschen. "Fisherman's Friends" haben sich aus Landau nach Trier bemüht. "Wir sind extra 200 Kilometer für Euch hierhin gefahren. Ihr seid faul, so faul! Hallo Trier!", schreit der Frontmann auf Pfälzisch ins Mikro und animiert die Zuschauer erfolgreich zum Klatschen. Die Cover-Stücke kommen an, die Leute in Stimmung. Überall verteilt sitzen sie auf dem 80-jährigen Deich, der die Zurlaubener vor Hochwasser schützt. Dennoch geht es hinter dem Damm in Kneipen und Lauben alles andere als trocken zu. Und ein Stand verspricht gar: "Traditionell Stand leer trinken, Montag ab 23.59 Uhr, alles minus 50 Prozent." Da ist man vorausschauend im Geschäft. Andere Wasser-Sorgen haben die weiblichen Besucher im Laufe des Abends. Während die Herren der Schöpfung ungeniert das Moselufer blasenleerend bedenken, müssen Frauen 50 Cent pro Toiletten-Gang berappen. "Wieder mal eine Benachteiligung", zischt eine Frau vor den Plastik-Klos am Moselkai. Und ihr männlicher Begleiter rechnet vor, was er im Laufe des Abends zugunsten seines Bierkonsums an Toilettengeld sparen wird. Auf Sparflamme geht es auf dem Kirmes-Gelände auch bei einem Budenbetreiber zu. "Zum ersten und letzten Mal bin ich hier", ärgert sich ein Dürener, bei dem absolute Publikums-Stille herrscht. "Das ist hier nur ein Sauf-Platz!" Er zählt auf, wie wenige Fahr- und Spielgeschäfte im Verhältnis zu Bier- und Weinständen angeboten werden. Vielleicht hätte der Mann aber auch nur seine Preiskalkulation überdenken müssen: drei Euro für fünf Würfe auf zerbeulte Dosen verlangt er. Das Feuerwerk als Höhepunkt naht. Besucher positionieren sich auf der Kaiser-Wilhelm-Brücke und am Moselufer. Um sich nach einem wunderschönen Funken-Regen wieder ins Getümmel zu stürzen. Oder nach Hause zu fahren, mit Zusatzbussen vom Moselfest. Click-me-BilderSeite 18 Weitere Infos, Bilder unter http://www.intrinet.de/clickme

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