Opulenz zur Fastenzeit

Trier. Der tschechische Komponist Petr Eben ist in Trier kein Unbekannter. Seine Komposition "Hiob" erklang jetzt in der Pfarrkirche St. Antonius, interpretiert von Ekkehard Schneck und dem Rezitator Peter Singer. Das Ergebnis war ein opulenter musikalischer Abend zur Fastenzeit.

Die Bibel, speziell das alte Testament, ist angefüllt von romanhaften Lehrdichtungen, die dem Menschen als Richtschnur für ein gottgefälliges Leben dienen sollen. In der sehr blumenreichen Sprache des Orients wird dem Leser erzählt, was ihm geschieht, wenn er sich Gott zuwendet oder aber sich dem Bösen überlässt. Eines dieser Bücher befasst sich mit Hiob, den der Verfasser im vierten oder fünften Jahrhundert in der Stadt Uz in Saudi-Arabien ansiedelt. Hiob wird als ein angesehener, reicher und vor allem gottesfürchtiger Mann beschrieben, dessen Lebenswandel allen zum Vorbild dienen kann. Aber natürlich hat er auch Neider. In der Geschichte tritt Satan an Gott heran und bezweifelt, dass Hiob seinen tadellosen Lebenswandel weiter führen würde, wenn man ihm seinen Wohlstand nähme. Gott läßt zu, dass Hiob alles genommen wird, was ihn aus einer menschlichen zu einer bedeutenden, einflussreichen Person macht. Er verliert seinen Besitz, seine Erben und seine Gesundheit. Einzig das karge Leben bleibt ihm. Zwar verzweifelt Hiob an seinem Schicksal, versteht seine Welt nicht mehr, lässt aber nicht von seinem Glauben ab. Am Tiefpunkt seines Unglücks erkennt er die Allmacht seines Gottes und wird danach mit doppeltem Glück und Reichtum belohnt. Der tschechische Komponist Petr Eben hat diese Geschichte in seiner gleichnamigen Komposition zu einem beeindruckenden Werk verarbeitet, die Faszination, die diese Figur auf ihn ausübt, in Töne gefasst und damit eines der bedeutendsten Orgelwerke des späten 20. Jahrhunderts geschrieben. Aufgeführt wurde das 1987 verfasste Werk nun vom ehemaligen Organisten der Konstantinbasilika, Ekkehard Schneck. Schneck gestaltete damit den Abschluss einer Konzertreihe, mit der die katholische Pfarrei St. Antonius den zehnten Weihetag ihrer Orgel feierte. Damit das erfreulich zahlreiche Publikum besser die Zusammenhänge zwischen Text und den insgesamt acht Sätzen des Werkes verstehen konnte, erhielt Schneck durch den Schauspieler Peter Singer als Rezitator Unterstützung. Singer arbeitete ohne Mikrofon, was auf den ersten Blick als ein Handicap erschien. Seine machtvolle Stimme hatte mit der Akustik der Kirche durchaus zu kämpfen. Auf den zweiten Blick aber führte die Situation dazu, dass man seinen gestenreichen und sehr nachdrücklichen Vorträgen viel intensiver folgte. Ein geschickter Schachzug. Schneck entledigte sich seines Parts mit der Souveränität eines erfahrenen Kirchenmusikers. Geprägt war sein Spiel von absoluter Sicherheit. Offensichtlich wollte er nicht mit Virtuosität glänzen, sondern ließ die Dissonanzen, die Akkordblöcke, die Eben in seiner Erzählung verwendete, auf das Publikum wirken, unterstützt von den farbenreichen Klangfacetten, die das Instrument in St. Antonius zu bieten hat. Ausführlich gewährte er den Zuhörern die Möglichkeit, in diese Klangwelt abzutauchen. Ein langer Abend, der eine Konzertreihe würdig beschloss und exzellent in die Fastenzeit passte.

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