Organisierte Romantik

TRIER. Gleich am Eingang weiß man, dass es um etwas Besonderes geht: Eine weiße Stretchlimousine verleiht dem Eingang des Park-Plaza-Hotels einen Hauch von Glamour. Doch statt um Stars und Sternchen geht es an diesem Sonntag um die Inszenierung eines Jungmädchentraums: die Märchenhochzeit. Die rege Besucherzahl lässt vermuten, dass auch 2007 Trauzeugen und Pfarrer alle Hände voll zu tun haben werden.

 Präsentierte ein Kleid aus der Kollektion 2007: Jurastudentin Sandra Gallien.TV-Foto: Melanie Wollscheid

Präsentierte ein Kleid aus der Kollektion 2007: Jurastudentin Sandra Gallien.TV-Foto: Melanie Wollscheid

Ein Rosenbouquet wartet auf die weiblichen Besucherinnen der Ausstellung "Hochzeit 2007". Deren Organisatoren scheinen zu wissen, was Frauen wollen: Die romantische Verschleierung dessen, was im Grunde ein Marathon an Vorbereitung bedeutet - die eigene Hochzeit ist eben nicht nur Herzbeben in Vollendung.Beim Brautkleid fängt es schon an. Wer Exklusives möchte, der muss frühzeitig auf die Jagd nach dem geeigneten Stoff gehen. "Wir bekommen die Ware für die neue Saison schon im Herbst, wer im kommenden Sommer heiraten will, der muss sich beeilen", erzählt Maria Gallien vom Brautladen. Seit Jahren in der Brautbekleidungsbranche tätig, wundert es sie nicht, dass die Region ihren ganz eigenen Geschmack hat: "Viele erwarten, dass Trier traditionell ist, aber das stimmt gar nicht. Oft sind die exklusiveren Modelle schneller weg als die Brot- und Butter-Kleider". Ihr Tipp für den Kleiderkauf: "Es ist gut einen - natürlich nicht den Zukünftigen! - Mann in den Entscheidungsprozess mit einzubeziehen, denn Männer haben ein ganz anderen Blick auf Frauen."

Im Mini und mit Mörderdekolleté schließen so beratene Bräute trotzdem nicht den Bund fürs Leben. Der Trend geht zur großen Robe, meist bodenlang. Oberste Maxime: Erlaubt ist, was gefällt. Und da sind sich manche Frauen schnell sicher. "Mein Favorit dieser Saison ist das dritte Kleid von links", verrät Sandra Gallien. Dass die 23-jährige Jurastudentin ein völlig anderes Modell am Körper trägt, macht ihr nichts. Sie wandelt über die Ausstellung und präsentiert so mit ihren drei Kolleginnen die neuesten Kreationen.

Doch Hochzeit ist viel mehr als die Klärung der Kleiderfrage. Gedeckte Tische zeigen die verschiedensten Spielarten der Dekoration, vom klassischen Symbol des Kirschzweigs bis hin zu pfiffigen Orchideengestecken in erfrischend knalligem Grün. Caroline Heiser vom Blumenpavillon Neises beweist ein Händchen für florale Arrangements. Aus einfachen Nelken bindet sie einen Brautstrauß, der dem roséfarbenen Kleid erst das i-Tüpfelchen aufsetzt. Zum traditionellen Brautstrauß-Wurf sind diese Kunstwerke viel zu schade.

Mal klassisch, mal modern

Ein weiterer Brauch, der immer mehr vernachlässigt wird, ist die Beschaffung des Straußes. Eigentlich als reine Männersache gedacht, nehmen das heutzutage doch überwiegend die Frauen in die Hand. "Witzigerweise sind es nur noch die Männer aus den östlichen Regionen, bei denen dieser Brauch überlebt hat", erzählt Caroline Heiser.

Auch nicht immer traditionell geht es am Friseurstand von Günther und Andreas Duhr zu. Während Vater und Sohn mit Fön, Kamm und Haarnadeln hantieren, bildet sich eine Traube Neugieriger um die antike Frisierkommode. Die Resultate können sich sehen lassen. Mal klassisch, mal modern und unkonventionell - es muss einfach zum Typ der Braut passen.

Haargenaue Passform ist gefragt, wenn es um die Trauringe geht, denn ein verlorener Ehering hat schon so manche Krise heraufbeschworen, an die all die Händchen haltenden Pärchen an diesem Tage aber keinesfalls denken. Und der Organisationsmarathon ist spätestens beim doppelten "Ja" vergessen.Ein pikantes Schmankerl bietet das Park-Plaza, das in seinen neuen Arrangement eine "Hochzeitnacht auf Probe" anbietet. Na denn: Gute Nacht!

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