Orient trifft Okzident

TRIER. (ae) "Soulfire", Seelenfeuer, war die Modenschau der diesjährigen Diplomanden des Fachbereichs Modedesign der Fachhochschule überschrieben. Der Titel wurde der Hingabe gerecht, mit der die jungen Designer kreative, vielseitige und trendorientierte Kollektionen geschaffen hatten.

Herzblut, Fleiß und Disziplin der Studenten lobte auch Professor Jo Meurer zu Beginn der Modenschau. Wieder einmal habe eine Absolventengeneration mit Offenheit und Leistungsstärke innovative Modekunst kreiert. Die siebzehn Diplomarbeiten wurden dem begeisterten Publikum in höchst unterschiedlichen Inszenierungen in der würdigen Kulisse der Abtei St. Maximin präsentiert. Ein Kernthema der Schau waren Grenzen und Grenzüberschreitungen. Unlimited nannte sich die Arbeit von You-Kyoung Kim, die sich mit Grenzen der Wahrnehmung auseinander setzte. Die mit großem Beifall bedachte Kollektion aus weichen, teils durchbrochenen Strickteilen in Pastellfarben ließ sehr verschiedene Betrachtungsweisen zu und verwischte damit starre Vorgaben. Mit einer Gesellschaft, die in ihrer Entwicklung Grenzen überschreitet, befassten sich gleich vier Diplomandinnen. Jessica Reyes widmete sich der Relation zwischen Orient und Okzident und präsentierte Jeans-Outfits, die in Körperbemalung übergingen. Eva Melsbach nannte ihre Kollektion nach Stanley Kubricks Meisterwerk "Clockwork orange" und gab der Konfrontation mit Zukunftsängsten Ausdruck. Ähnlich der Ansatz von Myriam Oehrlein, die punkige, mit Nieten besetzte Bühnen-Kleidung für die "dekadenten Bedürfnisse" der Jugend zeigte. Viel Applaus gab es für Michaela Glasstetters "Andersarten", eine Kollektion mit Stilelementen der Punk- und Domina-Szene, die ein neues weibliches Selbstbewusstsein demonstrierte. Enge, kurze Korsagen mit Leggings aus Lackmaterial gaben überraschende Einsichten auf sonst eher verborgene Körperteile frei. Dennoch wirkten die Modelle in ihrer künstlichen Ausgestaltung völlig unnahbar.Schuluniformen mit Sexappeal

Doch es gab auch Tragbareres zu sehen: Etwa liebliche Strickkleider, auf denen Totenköpfe prangten, oder Schuluniformen mit überraschendem Sexappeal. Weibliche Eleganz zeigte sich in den Themen Wüste, Havanna oder Chocolat. Daneben beschritten moderne Amazonen à la Emma Peel in Lack und Kunstleder oder gar in mittelalterlichen Kettenhemden den Laufsteg. Ungebrochenen Charme entfalteten osmanische und karibische Inspirationen, eine Recy-cling-Kollektion aus Fundstücken, und vor allem Tanzbekleidung, die von der Stepptanz-Gruppe der Tufa präsentiert wurde. Man darf gespannt sein, was die Trierer "Talentschmiede" als nächstes hervorbringt.

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