Orthodoxe Gottesdienste im Dom

Trier/Bitburg . Kurz vor der Vollendung steht die Athanasiuskapelle im Trierer Dom. Dort können künftig nicht nur katholische, sondern auch Gottesdienste in orthodoxer Tradition der Ostkirche gefeiert werden. Kein Widerspruch für das älteste Bistum Deutschlands. "Einheit in der Verschiedenheit" – so formuliert es Kardinal Walter Kasper, im Vatikan Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.

Die Vorfreude bei Mena Wanis, koptisch-orthodoxer Priester aus Bitburg, ist groß. Gut 250 Personen aus einem Umkreis von 200 Kilometern kommen seit neun Jahren bis aus Kusel, Kaiserslautern, Wittlich oder Saarbrücken, um mit ihm die heilige Messe in Räumen der Gemeinde auf dem Bitburger Flugplatz zu feiern. Demnächst steht den orthodoxen Christen auch die neue Athanasiuskapelle im Trierer Dom zur Verfügung. Bilderwand mit Ikonen

Zu finden ist die neue Athanasiuskapelle im jahrhundertelang leer stehenden Untergeschoss der Heilig-Rock-Kapelle im Trierer Dom. Bereits aufgebaut ist die "Ikonostase". Diese Bilderwand der orthodoxen Kirchen ist mit Ikonen geschmückt und mit drei aufklappbaren Türen versehen. Sie trennt den Altarraum vom "Laienraum". Für den katholischen Gottesdienst können alle Felder aufgeklappt werden - und der Blick wird frei auf einen Altar aus weißem Marmor. Zentrales Motiv über den Türen wird nach der vollendeten Ausgestaltung der Ikonostase das Abendmahl sein, flankiert von den zwölf Aposteln. Neben den Ikonen von Jesus, Athanasius und Johannes dem Täufer sowie Maria als Mutter Gottes sollen auch Figuren mit besonderem Trier-Bezug zu sehen sein: so zum Beispiel der in der orthodoxen Ostkirche besonders verehrte Kaiser Konstantin und seine Mutter, die heilige Helena, oder auch der heilige Simeon, der als Einsiedler in der Porta Nigra lebte. Ursprünglich, so ist hinter den Kulissen zu hören, war eine feierliche Eröffnung bereits Anfang Mai geplant. Hohe Würdenträger aus Rom hatten ihr Kommen zugesagt. Doch so, wie sich in den vergangenen zwei Jahrtausenden unterschiedliche Auffassungen zwischen der West- und der Ostkirche entwickelt haben, gab es offenbar über die Form der Eröffnung noch Abstimmungsbedarf in den Details. Die Feierlichkeiten seien verschoben worden, weil "in der Kürze der Zeit die notwendige Koordination nicht zu leisten war", formuliert Hans Casel, Sprecher des Bistums Trier, diplomatisch. Ein neuer Termin sei noch nicht absehbar. Da Vandalismus und Diebstähle auch vor kirchlichen Bauten nicht mehr halt machen, wird die Athanasiuskapelle nur zu Gottesdiensten zugänglich sein oder im Rahmen von speziellen Domführungen. Der heilige Athanasius war Metropolit von Ägypten und Bischof von Alexandria. Seine Gegner waren findig. Eusebius von Nikomedia zum Beispiel schwärzte ihn bei Kaiser Konstantin I. an. Athanasius sei ein gefährlicher Fanatiker und habe so viel Einfluss, dass er sogar die Getreideschiffe von Ägypten nach Konstantinopel und Rom stoppen könne. Dies traf eine empfindliche Stelle: Kaiser Konstantin verbannte Athanasius 335 nach Trier. Gegen viele Widerstände

Erst nach dem Tod Konstantins 337 hoben dessen drei Söhne die Verbannung wieder auf. Insgesamt war Athanasius, so der Trierer Theologe und Professor für Kunstgeschichte, Franz Ronig, mindestens fünfmal verbannt, davon einmal in Trier. Athanasius bedeutet im griechischen auch "der Unsterbliche". Er wurde schon zu Lebzeiten "Säule der Kirche" und "Vater der Orthodoxie" genannt. Die Bedeutung in der Kirchengeschichte umschreibt Ronig so: Athanasius habe gegen viele Widerstände auch in den eigenen Reihen die schwierige Aufgabe gelöst, die Glaubensinhalte begrifflich zu fassen und schriftlich festzuhalten. Eines seiner Werke schrieb Athanasius auch in seiner Verbannung in Trier.

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