Ostfranke unter Moselfranken

TRIER. Seine Lieblingsfarbe ist blau, die Wände seines WG-Zimmers sind hingegen in rot gestrichen – "es passt halt besser", sagt Kosmas Fischer. Ein Pragmatiker? Tatsächlich hat der Musiker und Jungpolitiker seine festen Überzeugungen, für die er sich einsetzt.

Das rollende "R" verrät es, der 22-jährige Kosmas Fischer ist gebürtiger Franke aus der Nähe von Würzburg. Vor zwei Jahren verschlug es ihn an die Mosel. hier hat der "Neubürger" eine Ausbildung zum Medizinischen Dokumentations-Assistenten abgeschlossen. Obschon hauptberuflich im Einzelhandel tätig, füllt Fischer seine Freizeit mit zusätzlichen Aktivitäten aus - ihn für ein Gespräch zu treffen, ist daher nicht ganz so leicht. So nimmt ihn beispielsweise die Band "Anyfrets" in Beschlag. Fischer macht dort Rockmusik "unplugged" mit Gitarre und Gesang. "Wir haben eine kleine, eingeschworene Fangemeinde", ist sich der Musiker sicher, Vorbilder seien die Britpop-Bands "Muse" und "Cake". Es sind angenehme Klänge, die er nun macht. Manchmal vermisse er allerdings das "Herumspringen" aus seiner früheren Punkmusik-Phase - einer der Gründe, warum sich der "Fasching-Fan" im vergangenen Jahr an den Trierer Karneval herangewagt hat. "Ich lebe dort meine verrückte Seite aus." Mit Büttenreden könne er eher wenig anfangen, lieber spiele er auf der Bühne - "mit eigenen Liedern". Kostprobe: "Der Löwe schläft heute Nacht". Zur Musik kam der junge Kosmas dabei eher auf klassischem Weg: Gitarrenunterricht, dazu Keyboard und Schlagzeug. Mit 18 folgte die erste Band. Tatsächlich ist Fischer mehr als nur ein talentierter Musiker. Politik ist das zweite Steckenpferd des Frankenimports. "Ich bereue den Wechsel nach Trier nicht: Die Stadt hat eine offene politische Atmosphäre." Berührungsängste zu anderen politischen Richtungen habe er nicht, "zu Hause" fühle er sich aber bei den Grünen. Fischer ist Sprecher des von ihm jüngst mitbegründeten Kreisverbandes Trier-Saarburg der Grünen Jugend Rheinland-Pfalz. "Ich gebe Auskünfte und will die Leute für Politik interessieren. Aber ich bin kein Befehlsgeber", betont er. "Es gibt viele an Politik interessierte Jugendliche. Allerdings finden sie nur wenige auf sie zugeschnittene Veranstaltungen, es gibt zu wenig politische Aufklärung" - hier will Fischer mit Aktionen gegen den Rechtsradikalismus an den Schulen entgegensteuern. Bildungspolitik müsse zudem zukunftsorientierter sein und mehr an Bedeutung gewinnen, sagt er. Demnächst wird sich Fischers Freizeit noch mehr ausfüllen - er wird sich im kommenden Landtagswahlkampf engagieren. Kein Zweifel, dass dabei auch seine Akustikgitarre mit dabei sein wird - "Anyfrets" begleiteten beispielsweise einen Auftritt von Grünenchefin Claudia Roth. Politik und Musik schlössen sich nicht aus, sagt Fischer. Und: "Mit der Gitarre erreiche ich Partybesucher" - die Jugend also.

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