Parole: "Ab in die Mitte"

TRIER. Unter dem Motto "Ab in die Mitte" haben Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen (NRW) und Hessen Initiativen zur Belebung der Innenstädte in den Kommunen gestartet. Eine Perspektive auch für Trier, glauben Geschäftsleute und Politiker.

 Geschäftsaufgaben und Leerstände: "Ab in die Mitte" zielt gegen die Verödung der Innenstadt..Foto: Rainer Neubert

Geschäftsaufgaben und Leerstände: "Ab in die Mitte" zielt gegen die Verödung der Innenstadt..Foto: Rainer Neubert

Wer die Trierer City für sich alleine haben will, braucht nur außerhalb der üblichen Geschäftszeiten durch die Fußgängerzone zu flanieren. Gähnende Leere in den Straßen, kaum jemand, der noch hier wohnt, geschweige denn einfach zum Spaß durch die Innenstadt spaziert. Kein Trier-spezifisches Phänomen. Bundesweit kämpfen die Innenstädte, einst begehrter Lebensraum, gegen die Verödung. Aber auch notorische Leerstände, Verkehrsprobleme oder die leidige Uniformität mit den immer gleichen Ketten-Geschäften machen den Citys zu schaffen. 1999 tat sich deshalb in Nordrhein-Westfalen das zuständige Ministerium mit dem Städtetag und großen Einzelhandelsunternehmen zusammen und stellte die Initiative "Ab in die Mitte" auf die Beine. Landesweit wurden Projekte zur Revitalisierung der Innenstädte gefördert - nicht nur in den Metropolen. 2003 zogen Hessen und Niedersachsen mit ähnlichen Projekten nach. Der neu gewählte Vorsitzende der Trierer City-Initiative, Hans P. Schlechtriemen, ist ein Fan von "Ab in die Mitte". Schon in seiner ersten Rede kündigte er an, eine rheinland-pfälzische Ausgabe des Wettbewerbs anzuregen. Inzwischen ist er im Trierer Rathaus, aber auch in Mainz vorstellig geworden - mit durchaus positiver Resonanz. Die Trierer City könne sich zwar sehen lassen, meint Oberbürgermeister Helmut Schröer, aber "diese Attraktivität ist nicht gottgegeben und muss immer wieder neu erarbeitet werden". Es sei "erfreulich, wenn die Kaufleute das von sich aus zum Thema machen". Mechthild Kern vom Wirtschaftsministerium bestätigt, dass man einen Wettbewerb "Ab in die Mitte" zurzeit prüft. Die Idee, die auch aus anderen Städten an Mainz herangetragen wird, habe "großen Charme". Man wolle "mit den Städten reden, um zu schauen, wie das aussehen könnte". Die Referatsleiterin für Handel und Mittelstand verweist aber auch darauf, dass man "noch nicht weiß, wie es bei uns haushaltsmäßig aussieht". Eines scheint dabei aber klar: Dem Wirtschaftsministerium schwebt eher ein klein dimensionierter Ideenwettbewerb vor, ähnlich wie in Hessen. Dort wurden in diesem Jahr 14 Projekte mit Prämien zwischen 10 000 und 30 000 Euro gefördert, vom "Bachkatzen-Festival" in Bad Homburg bis zur Treppengestaltung in Marburg. Gesamtvolumen auf Landesebene: 300 000 Euro. In NRW werden über "Ab in die Mitte" dagegen stadtgestalterische Baumaßnahmen und aufwändige, langfristig konzipierte Kultur-Konzepte finanziert. (Infos: www.abindiemitte-nrw.de) Das Land übernimmt jeweils bis zu 60 Prozent der Gesamtkosten. Für die Umsetzung standen beispielsweise im Jahr 2001 stolze zwei Millionen Euro zur Verfügung. Angesichts des großen Zuspruchs schoss die Landeskasse in einem anderen Jahr auch schon mal kurzerhand 750 000 Euro nach. Eine Dimension, an die man in Mainz nicht mal ansatzweise denkt. Es gebe in Rheinland-Pfalz ohnehin seit 1996 eine Stadtmarketing-Förderung, betont Mechthild Kern. Ein Wettbewerb sei allenfalls eine Zusatzmaßnahme, "die wir eng verzahnen sollten". Hans P. Schlechtriemen hat da schon auf etwas mehr gehofft. Er verweist darauf, dass an Rhein und Ruhr längst weitere landesweit geförderte Projekte zur Stärkung der Innenstädte geplant sind, etwa zur Optimierung von Geschäftslagen oder zur besseren Nutzung von Geschäfts-Immobilien. "Es wäre schade", sagt der Kaufhof-Manager, "wenn Rheinland-Pfalz dauerhaft hinterherhinkt".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort