Paten für Rutschen, Partner für Kinder

Wie können Konflikte mit Jugendlichen gelöst werden, die ihren eigenen "öffentlichen Raum" wollen? Wie können Spielplätze sauber gehalten werden? Lösungsansätze auf diese Fragen liefert der Zustandsbericht der AG Spielraum, der im Jugendhilfe-Ausschuss präsentiert wurde.

Trier. 15-Jährige sitzen qualmend und trinkend auf Rutschen und "belagern" Spielplätze, Anwohner beschweren sich über Dreck und Lärm an den Bushaltestellen - Szenen, wie sie auch in Trier täglich vorkommen. Viele Köpfe qualmten schon, wenn es um das Thema "Jugendliche im öffentlichen Raum" geht. Die AG Spielraum hat nun im Jugendhilfe-Ausschuss die Ergebnisse einer zehnmonatigen Analyse der Situation in Trier vorgestellt.

Gegen Zäune, für Kontaktpersonen



Im siebenseitigen Papier, das dem TV vorliegt, heißt es: "Konflikte entstehen, wenn Orte fehlen, wo sich Jugendliche im öffentlichen Raum aufhalten können." Solche Orte seien dadurch gekennzeichnet, dass sie zentral gelegen seien, Sitzgelegenheiten bieten und man dort "sehen und gesehen werden" kann.

Auf Antrag der UBM-Fraktion im Stadtrat befasste sich die AG vorrangig mit der Situation auf den rund 120 Spielplätzen in Trier, wo sich eigentlich nur Kinder bis 13 Jahren aufhalten dürfen. Dennoch ist es nach Meinung der AG möglich, dass diese Plätze von beiden "Parteien" genutzt werden. Nicht tolerierbar sei aber Vandalismus, das "Besetzen" von Spielgeräten, Alkohol, Rauchen und das Hinterlassen von Müll sowie Ruhestörung nach 22 Uhr. Die AG spricht sich dagegen aus, Spielplätze durch Zäune oder Tore abzuschließen, dies sei unverhältnismäßig. Viel hilfreicher sei es, Erwachsene aus den Stadtteilen zu "Konfliktlösern" auszubilden. In Trier gibt es bereits das Modell der Spielplatzpaten, die Partner der Kinder sind, gleichzeitig aber auch dafür Sorge tragen, dass die Spielplätze ordentlich bleiben.

Ein Thema auch für die Ortsbeiräte



Der Jugendhilfe-Ausschuss beurteilt diese Patenschaften generell positiv, allerdings seien die Erfolge von Stadtteil zu Stadtteil verschieden, teilweise seien die Paten wieder abgesprungen. Vorgeschlagen wurde, auch örtliche Vereine zu Paten zu machen. Erfolgreich wird das Modell in Herten (NRW) praktiziert. Dort wurde festgestellt, dass sich Kinder und Jugendliche stärker mit den Spielplätzen identifizieren und sich die Situation deutlich verbessert hat, weil die Paten auch Anwalt der Kinder in Richtung Verwaltung seien. Die AG Spielraum verweist zudem auf das Modell "Wir kümmern uns selbst" des Bundesfamilienministeriums, das anregt, Konflikte vor Ort "auf Augenhöhe" mit Jugendlichen und Kindern durch Erwachsene zu klären.

Zu wenig Personal, zu wenig Geld



Für Trier will sich die AG dafür einsetzen, dass Institutionen wie Schulen, Jugendeinrichtungen oder Ortsbeiräte sich dem Problem intensiver widmen, zum Beispiel indem Jugendliche mit einbezogen werden, wenn öffentliche Plätze neu gestaltet werden. Zudem sollen neue "Kontaktpersonen" gewonnen werden, die einen "guten Draht" zu Jugendlichen haben. In ihrem Bericht verweist die AG auf etablierte Projekte zur Konfliktlösung wie die Mobile Spielaktion, den Arbeitskreis Graffiti, den Arbeitskreis Gewaltprävention, Jugendeinrichtungen sowie aufsuchende Jugendarbeit in den Stadtteilen. Allerdings mahnt die AG auch an, dass das Problem wegen fehlenden städtischen Geldes und Personals nie komplett gelöst werden könne. "Teilschritte auf lokaler Ebene sind aber möglich."

In der anschließenden Diskussion wurde vorgeschlagen, dass sich Jugendliche, die soziale Stunden - zum Beispiel bei "Starthilfe" - ableisten müssen, um die Sauberkeit auf Spielplätze kümmern können. Dezernent Georg Bernarding stellte fest: "Das Thema Spielplätze wird uns noch lange beschäftigen, und Konflikte wird es immer geben. Wir müssen aus der Analyse der AG nun die nötigen Entscheidungen treffen."

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