Patienten warten lange

Trier · Innerhalb von vier Wochen ein Termin beim Facharzt. Dieser Anspruch von Patienten ist ab dem kommenden Jahr gesetzlich garantiert. Aktuell ist das in Trier allerdings häufig ein Wunschtraum, wie ein aktueller Fall zeigt.

Trier. Eine Tumorerkrankung ist keine Sache, die auf die lange Bank geschoben werden kann, auch wenn es sich um eine gutartige Geschwulst handelt. Das weiß auch Klaus D. (Name von der Redaktion geändert). Bei ihm wurde eine krankhafte Veränderung der Ohrspeicheldrüse entdeckt. "Ich muss monatlich mit einer Ultraschalluntersuchung überprüfen lassen, ob sich da etwas verändert. Das ist derzeit aber nicht möglich, weil ich als Kassenpatient keinen Termin innerhalb dieser Frist bekomme."Klaus D. war bislang Patient eines renommierten Arztes am Mutterhaus der Borromäerinnen, der über eine Ermächtigung verfügte, also die Erlaubnis, Patienten auch ambulant behandeln zu dürfen. "Seit der nicht mehr da ist, kann ich nicht mehr zu Kontrolluntersuchungen ins Mutterhaus", bedauert Patient D. Er sei zu niedergelassenen Radiologen verwiesen worden, die aber nun von Patienten überrannt würden. Die Wartezeiten seien deshalb sehr lang.Im Mutterhaus ist das Problem bekannt. Der ärztliche Direktor Dr. Oliver Kunitz sagt: "Leider hat uns der ausgewiesene Sonografie-Experte im Mai verlassen. Ursprünglich wollte er bis zum Jahresende zumindest die Ermächtigung fortführen. Weil er das nun doch nicht tut, haben wir eine längere Übergangszeit als erwartet, in denen wir spezielle ambulante Untersuchungen nicht machen können."Akutpatienten nicht betroffen

Der Antrag bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) für den Nachfolger des Ultraschall-Experten sei gestellt. "Wir rechnen damit, dass in vier Wochen alles wieder normal läuft", sagt Kunitz und betont, es gebe bei Akutpatienten keinerlei Einschränkungen. "Wir erweitern sogar unsere zentrale Ultraschallabteilung und qualifizieren zusätzliche Mediziner." Die Möglichkeiten der ambulanten Betreuung seien allerdings abhängig von den Entscheidungen der Kassenärztlichen Vereinigung. Zu der Problematik befragt, verweist KV-Sprecher Rainer Saurwein auf "eine ganze Reihe von niedergelassenen Sonografen" in Trier. Der zuständigen Zulassungsabteilung liege noch kein Antrag eines formal qualifizierten Arztes zur Fortführung der Ermächtigung vor. Für Patienten wie Klaus D., die trotz intensiver Recherche keinen Arzt finden, der sie zeitnah untersucht, empfiehlt Saurwein das Patiententelefon der KV (siehe Extra). "Das ist allerdings wirklich nur für problematische Fälle gedacht und entspricht nicht dem Terminservice, der ab dem kommenden Jahr eingerichtet werden muss."Im Mutterhaus sorgen die Aussagen der KV für Kopfschütteln. "Solange wir nicht alle notwendigen Nachweise für die beabsichtigte Ermächtigung erbracht haben, gilt der Antrag offiziell offenbar als nicht gestellt", sagt Oliver Kunitz, der gleichzeitig die hohe Qualität der Ärzte auch an anderen Kliniken lobt. Von einem wirklichen Engpass bei Ultraschalluntersuchungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich will er deshalb nicht sprechen. "Aber die Nachsorge ist für die Patienten derzeit nicht so komfortabel wie bisher."Extra

Terminservicestellen verhelfen innerhalb von vier Wochen zum Facharzttermin. Falls das nicht gelingt, wird ein Termin bei einer Krankenhausambulanz vermittelt. Krankenhäuser werden stärker für die ambulante Versorgung geöffnet. Das sind die Kernpunkte des Versorgungsstärkungsgesetzes, das ab 2016 gelten wird. Die konkrete Ausgestaltung ist aber noch nicht klar. r.n. Extra

Die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie stellt die ambulante medizinische Versorgung sicher. Rund 7000 Ärzte und Psychotherapeuten, die gesetzlich Krankenversicherte behandeln, sind in der KV RLP als ihre Mitglieder organisiert. Zu ihnen gehören niedergelassene Vertragsärzte, Vertragspsychotherapeuten, ermächtigte Krankenhausärzte sowie angestellte Ärzte in Vertragsarztpraxen und medizinischen Versorgungszentren. Auf der Homepage der KV findet sich neben grundlegenden Informationen unter anderem ein Arztfinder und der Notdienstplan für niedergelassene Ärzte. Das Patiententelefon der KV RLP ist zu erreichen unter 0261/39002-400. red kv-rlp.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort