Per Mausklick durch die Nazizeit

TRIER. (kh) Trier in der Nazizeit ­ ab heute können sich Interessierte auch im Internet über das dunkele Kapitel der Stadtgeschichte informieren. Anlässlich des Gedenktags für die Opfer des Nationalsozialismus schaltet die Arbeitsgemeinschaft Frieden ihr neues Webangebot frei. Es soll vor allem junge Menschen ansprechen.

"Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart" ­ diese mahnenden Worte sprach der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker zum 40. Jahrestag der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Genau darum geht es auch dem Arbeitskreis "Trier in der NS-Zeit" der Arbeitsgemeinschaft (AG) Frieden. Seit 1985 arbeitet die Gruppe gegen das Vergessen der Geschehnisse zwischen 1933 und 1945. Seit mehreren Jahren bietet die AG Frieden den Stadtrundgang "Trier im Nationalsozialismus" an. 1996 veröffentlichte die Gruppe das Buch "StattFührer". "Es verkaufte sich erstaunlich gut," freut sich Herausgeber Thomas Zuche. Er gestaltete zusammen mit zwei weiteren Mitgliedern der AG, Thomas Kupczik und Roland Dahn, das Online-Angebot. Ein Jahr Arbeit steckt in der Internet-Version des "StattFührers". Der virtuelle Rundgang führt zu den Stätten der Verfolgung und des Widerstands in Trier. Ein Thema ist etwa die Zerstörung der alten jüdischen Synagoge in der Reichspogromnacht. Doch, die Webseite informiert nicht nur über die Schauplätze des Terrors. "Fast alle Nazi-Größen haben Trier besucht", erklärt Daun. "Auf unserer Website haben wir sie aufgelistet: Hitler, Goebbels, Hess und Freisler ­ alle waren hier und versuchten, Trier zur NS-Metropole aufzubauen." Über zahlreiche Links gelangt der Nutzer auch zu den Geschichten der Trierer Nazi-Größen und der Widerstandskämpfer der Region. "Es kommt uns darauf an, die lokale Geschichte zu dokumentieren", erklärt Kupczik. "Besonders junge Menschen sollten wissen, was zu dieser Zeit in ihrer unmittelbaren Umgebung geschah." Mit dem Internet-Auftritt kann der Arbeitskreis schnell auf Fragen und Anregungen der Surfer eingehen. "Wir sind nach wie vor auf der Suche nach Zeitzeugen", sagt Kupczik. "Wir sind jederzeit bereit, neue Aspekte auf unsere Homepage aufzunehmen." Zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus bietet die AG Frieden heute einen Stadtrundgang an. Interessierte treffen sich um 16.30 Uhr an der Gedenktafel in der Sichelstraße am Parkplatz neben der Katholischen Hochschulgemeinde. Informationen über die AG Frieden sind unter Telefon 0651/9941017 erhältlich. Der virtuelle Stadtführer findet sich unter: www.stattfuehrer.de

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