Petrusbrunnen: Die Rückkehr des Kitschs

Trier · Das Projekt Petrusbrunnen-Instandsetzung ist unter Dach und Fach. Stadt und Trier-Gesellschaft haben am Freitag die Vereinbarung zur Rettung des beschädigten Denkmals unterzeichnet. Im September soll der Brunnen auf dem Hauptmarkt wie nach seiner jüngsten Restaurierung 1983 aussehen - ein Anblick, der vor 30 Jahren umstritten war.

 30 Jahre nach der letzten Restaurierung steht der Petrusbrunnen vor einer neuen umfassenden Instandsetzung. Farblich soll er so erstrahlen wie vor 30 Jahren. Bis dahin war das Denkmal des Stadtpatrons grau und steinsichtig (Foto unten). Die Vereinbarung zum Instandsetzungsprojekt haben Karlheinz Scheurer (rechts), Vorsitzender der Trier-Gesellschaft, und Oberbürgermeister Klaus Jensen am Freitag im Rathaus unterzeichnet. Links im Bild Angelika Meyer, Leiterin des städtischen Denkmalamtes. TV-Fotos (2): Roland Morgen; historisches Foto: Starchiv Trier/Michael Jeiter (Aachen)

30 Jahre nach der letzten Restaurierung steht der Petrusbrunnen vor einer neuen umfassenden Instandsetzung. Farblich soll er so erstrahlen wie vor 30 Jahren. Bis dahin war das Denkmal des Stadtpatrons grau und steinsichtig (Foto unten). Die Vereinbarung zum Instandsetzungsprojekt haben Karlheinz Scheurer (rechts), Vorsitzender der Trier-Gesellschaft, und Oberbürgermeister Klaus Jensen am Freitag im Rathaus unterzeichnet. Links im Bild Angelika Meyer, Leiterin des städtischen Denkmalamtes. TV-Fotos (2): Roland Morgen; historisches Foto: Starchiv Trier/Michael Jeiter (Aachen)

Trier. Für viele Augenzeugen war es ein Kulturschock. Als 1983 nach monatelanger Restaurierung der Petrusbrunnen feierlich enthüllt wurde, ging ein Aufschrei durchs Publikum. So knallbunt hatte noch niemand Stadtpatron Petrus und die anderen Brunnenfiguren gesehen. Von Kitsch und Zuckerguss war die Rede. Vorher grau, jetzt zum Grauen? Der kunstsinnige Oberbürgermeister Felix Zimmermann glättete die Wogen der Empörung und versicherte, das Denkmal sei schon anno 1595 schön bunt gewesen, als Bildhauer Hans Ruprecht Hoffmann es geschaffen hat. Aber der Zahn der Zeit habe den Anstrich zerstört und Petrus & Co. in Grauschleier gehüllt. An die Überdosis neuzeitlicher Farbenpracht hatten sich die Trierer schnell gewöhnt, der Zahn der Zeit nagte jedoch weiter. Mittlerweile ist schon wieder eine Restaurierung nötig. Rund 100 000 Euro kostet es, den Brunnen optisch auf Vordermann zu bringen und die marode Technik zu reparieren - eine Summe, die das Rathaus nicht im Alleingang aufbringen kann. Deshalb lief die Trier-Gesellschaft e. V. offene Türen ein mit dem Angebot, als Bauherr einzuspringen und 40 000 Euro beizusteuern. Weitere Unterstützung haben die Mainzer Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE; 15 000 Euro) und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (10 000 Euro) avisiert. Die Stadt, Besitzerin des Brunnens, zahlt 35 000 Euro.
Für den 1982 gegründeten Verein ist die Runderneuerung ein Jubiläumsprojekt. 99 Denkmäler wurden mit seiner Unterstützung gerettet, darunter der Frankenturm und der Balduinbrunnen. Der Petrusbrunnen soll das 100. sein. Abgesehen von der Finanzierung: Die Abwicklung des Vorhabens ist unter Regie der Trier-Gesellschaft unkomplizierter als für die Stadt: "Wir können Ausschreibungen auf die Region beschränken und flexibler agieren als eine Behörde, die vielen Sachzwängen unterliegt", erläutert der Vorsitzende Karlheinz Scheurer. In Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege und dem für städtische Brunnen zuständigen Grünflächenamt soll das Projekt jetzt schnell auf den Weg gebracht werden, nachdem am Freitag Scheurer und Oberbürgermeister Klaus Jensen die Vereinbarung unterzeichnet haben.
Im Gegensatz zum Balduinbrunnen, der 2009/10 auseinandergebaut werden musste, sind Statik und Grundsubstanz des Petrusbrunnens in Ordnung. Auf dem Hauptmarkt stehen die Befreiung von Algen und Moosen, Steinkonservierung und -restaurierung, das Ersetzen fehlender Figurenteile, die Erneuerung der Bleiabdichtung im Trog und die Reparatur der Technik auf dem Programm. Und natürlich die Auffrischung der Farbfassung. Der Brunnen solle wieder so aussehen wie 1983, kündigt Denkmalamtschefin Angelika Meyer an. Dieses Vorgehen kritisiert Stadtratsmitglied Dominik Heinrich (Grüne): "Schon die 1983er Farbfassung war nicht wirklich fundiert. Statt zuckergussartigem Hochglanz brauchen wir erst einmal eine wissenschaftliche Auseinandersetzung." Dem erteilt neben Angelika Meyer ("Es ist mit der Landesdenkmalpflege besprochen, die Farbigkeit zu belassen") ebenso eine Absage wie Trier-Gesellschafts-Vorstand Gilbert Haufs-Brusberg: "Der Brunnen ist typisch manieristisch: verspielt, witzig, fast schon kitschig. Da gehört diese Farbgebung absolut dazu."
In frischem Glanz erstrahlen soll der Petrusbrunnen spätestens am bundesweiten Denkmaltag am 8. September.

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