Pfandlos glücklich

TRIER. "Ökologisch vorteilhaft" - dank diesem Prädikat blieben Getränkekartons bislang von einem Pfand verschont. Informationen rund um Milch- und Safttüten wurden gestern auf dem Viehmarkt geboten.

 Geschmack aus dem Karton: Auf dem Viehmarkt wurden Informationen kindgerecht präsentiert.Foto: M. Stölb

Geschmack aus dem Karton: Auf dem Viehmarkt wurden Informationen kindgerecht präsentiert.Foto: M. Stölb

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte: Die Auseinandersetzung um das Pfand auf Einweg-Getränkeverpackungen scheint sich vor allem für die Getränkekartonindustrie auszuzahlen. Die stellt zwar auch Einwegverpackungen her, doch stufen Umweltbundesamt und Umweltministerium Getränkekartons als "ökologisch vorteilhaft" ein. Pfandfrei glücklich präsentierte sich denn auch gestern der Fachverband Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel (FKN) auf dem Viehmarkt. Von Triumphgeschrei ob der positiven Entwicklung will Pressesprecher Michael Kleene gleichwohl nichts wissen. Zwar würden vor allem "Unterwegskonsumenten" immer häufiger zum Getränkekarton greifen. Doch ob es sich dabei um eine Momentaufnahme oder einen langfristigen Trend handelt, müsse sich noch herausstellen. Und viel hänge davon ab, ob und wann ein flächendeckendes Rücknahmesystem für Einwegdosen und -flaschen eingeführt wird. Die Chancen für Kleenes Branche stehen nicht schlecht. Denn auch in der am Freitag vom Bundestag verabschiedeten Novelle, die nun auch ein Pfand auf Einwegverpackungen für kohlensäurefreie Getränke vorsieht, kommen seine Kartons nicht vor.Das soll auch so bleiben, fordert der Verband. "Inzwischen werden rund 65 Prozent der Getränkekartons über den gelben Sack zurückgeführt und recycelt", so Kleene. Nicht zu neuen Saft- oder Milchtüten - das verbiete das deutsche Lebensmittelrecht -, sondern zu Kartons für jeden Bedarf. In der Region Trier lässt sich ein deutlicher Trend ausmachen: So sammelte der Abfallzweckverband für den Raum Trier (ART) allein in den vergangenen sechs Monaten 480 Tonnen Getränkekartons, die nahe Düren recycelt werden. Das entspricht einem Zuwachs von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. "Und das lag sicher nicht nur daran, dass die Verbraucher plötzlich konsequenter sammeln", lässt Kleene durchblicken, dass sich die Zuwächse in seiner Branche in vergleichbarer Größe entwickeln. Unabhängig vom Positivtrend wären die Getränkekartonhersteller wohl auch längeren Durststrecken gewachsen. Schließlich vertritt der FKN mit Tetra-Pak, SIG und Elopak zwar nur drei Unternehmen, doch die kontrollieren 100 Prozent des Getränkekartonmarkts weltweit.

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