"Pilgern ist auch ein Weg nach innen"

Der gebürtige Trierer Dieter Preß ist einer der Autoren des neuen Pilgerführers zum Eifel-Camino. Im TV-Interview erzählt er, wie die Idee dazu entstand und was für ihn das Besondere am Pilgern ist.

 Dieter Preß.

Dieter Preß.

Foto: (h_st )

Um ein Stück des Jakobsweges zu gehen, muss man nicht nach Spanien oder Frankreich fliegen. Ein Abschnitt davon befindet sich direkt vor der Haustür: der sogenannte Eifel-Camino. Gerade ist ein Pilgerführer zu dieser insgesamt 160 Kilometer langen Route, die von Andernach nach Trier führt, erschienen. Einer von vier Autoren ist der gebürtige Trierer Dieter Preß. Mit ihm sprach unsere Mitarbeiterin Frederike Krist. Herr Preß, wie ist die Idee zum Eifel-Camino entstanden? Dieter Preß: Wir von der St.-Matthias-Bruderschaft Mayen haben erforscht, welche Wege in unserer Umgebung die Jakobs-pilger genommen haben. Vor etwa zehn Jahren haben wir begonnen, die Wege mit Pilgersteinen, Wegweisern und Infotafeln auszustatten.Welche Rückmeldungen gab es bisher dazu? Preß: Das Projekt ist fast ein Selbstläufer geworden dank der Unterstützung von Kommunen und Sponsoren. Die Rückmeldungen von den Pilgern auf unserer Homepage <%LINK auto="true" href="http://www.eifelcamino.de" text="www.eifelcamino.de" class="more"%> sind durchweg positiv. Der Eifel-Camino als international anerkannter Jakobsweg ist in den Augen vieler Leute einer der am besten ausgezeichneten Pilgerwege in Deutschland.Und was bietet das neu erschienene Buch, der Pilgerführer zum Eifel-Camino?Preß: Die Informationen der Infotafeln werden im Pilgerbuch mit Orientierungshilfen ergänzt. Sie enthalten wertvolle Informationen, um die Wallfahrt zu planen, beispielsweise wie viel Zeit man für die einzelnen Tagesetappen benötigt, wie steil die Wege sind, welche Sehenswürdigkeiten und Unterkünfte es gibt.Wie haben Sie selbst das Pilgern für sich entdeckt? Preß: Ich bin in Trier-West in der Nähe des Markusbergs aufgewachsen. Als Kinder haben wir Leute gefragt: "Auf welcher Seite trägt die Maria auf der Mariensäule das Jesuskind?" Wer mit "rechts" oder "links" geantwortet hat, verriet, nie dort oben gewesen zu sein: Die Marienfigur trägt gar kein Jesuskind auf dem Arm. Deshalb begleitet mich schon seit meiner Jugend ein Grundprinzip: Vom Pilgern kann man nicht nur reden, das muss man machen.Also sind Sie schon als Jugendlicher gepilgert? Preß: Ich habe schon als Jugendlicher viele Pilger kennengelernt, zum Beispiel bei den täglichen Fürbittmessen jedes Jahr im Mai in der Maria-Hilf-Kapelle frühmorgens um sechs Uhr oder als Messdiener bei den Heilig-Rock-Tagen und bei Wallfahrten nach Klausen. Das führte dazu, dass ich das Pilgern für mich selbst entdeckte. Im Jahr 2000 bin ich der St.-Matthias-Bruderschaft Mayen beigetreten.Was ist für Sie das Besondere am Pilgern? Preß: Die Leute, die mitgehen, haben unterschiedliche Verhältnisse zur Kirche. Einige gehen das ganze Jahr über nicht in den Gottesdienst, sagen aber, dass ihnen etwas fehlen würde, wenn sie nicht pilgern würden. Das kann ich sehr gut nachvollziehen, denn das Gemeinschaftsgefühl bei einer Wallfahrt ist so unbeschreiblich, dass man es einmal erlebt haben muss. Man öffnet sich und bespricht Dinge, die man sonst nur engen Freunden anvertrauen würde. Alle sind auf einer Wellenlänge und jeder unterhält sich mit jedem. So ist es oft auch ein "Weg nach innen", den wir pilgern - und das tut einfach gut. fkrDas Buch "Eifel-Camino. Von Andernach nach Trier." von Wolfgang Scholz, Franz Blaeser, Heinz Schaefer und Dieter Preß ist im Conrad Stein Verlag erschienen und kostet 12,90 Euro.Extra

Dieter Preß ist 66 Jahre alt und lebt mit seiner Frau in Nitztal, einem kleinen Ort außerhalb von Mayen. Der leidenschaftliche Pilger ist in Trier-West aufgewachsen und hat 15 Jahre lang in Saarbrücken gewohnt. Seine Berufsausbildung hat er bei der Agentur für Arbeit in Trier gemacht. Preß hat zwei Töchter und drei Enkelkinder. fkr

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