Piloten ante Portam

TRIER. Trier im Rallye-Fieber, von der Porta Nigra bis zum Viehmarkt. Beim Show-Start am Donnerstagabend waren Tausende Fans dabei – trotz miesesten Wetters.

Wenn zu den von Trierern gerne verbreiteten Klischees die Aussage zählt, der Vorplatz der Porta Nigra sei ständig in der Hand von mit Kameras bewaffneten japanischen Touristen, so kann dieser Eindruck für den Donnerstagabend mit Vehemenz verneint werden. Obwohl sich tatsächlich ein fernostasiatisches Pärchen ungerührt zeigt von den Loebs, Grönholms und Solbergs, die da gleich auf die Startrampe rollen, auch ungerührt zeigt von den zahlreichen Fahnen und Hupen sowie den Darbietungen der Stadtgarde "Augusta Treverorum" - und stattdessen lieber Triers berühmtestes Gebäude knipst. Anschließend verabschieden sich die Asiaten aus dem ganzen Rallye-Trubel.Begeisterter Empfang für die Piloten

Aber dieses Duo zählt eindeutig zur Minderheit an einem Abend, an dem Trier den Piloten der "Deutschland" einen begeisterten Empfang bereitet. Denn die meisten sind nicht hier, um die Porta Nigra zu knipsen, sondern um ihre Stars zu knipsen. Und das trotz miesesten Wetters. Wenn es die Art des Himmels sein sollte, Wohlgefallen durch Regenschauer kundzutun, dann dürfen die Rallye-Verantwortlichen aus dem Wetter den Schluss ziehen, sich besonderer Beachtung zu erfreuen. Pünktlich mit Beginn des Show-Starts gießt es kräftig - und verwandelt den Porta-Vorplatz von einem reinen Fahnen-Meer in ein Fahnen- und Regenschirmmeer. Der Stimmung tut das keinen Abbruch, auch wenn so mancher Vip lieber von der Tribüne flüchtet und sich durchs regionale Wein-Angebot schlürft, harrt das Publikum trotzig aus. Trier begrüßt die Piloten würdig: mit musikalisch-tänzerischer Unterhaltung von der Stadtgarde an der Porta vor der Veranstaltung bis zu irischer Folkmusik am Viehmarkt nach dem Rennen. Dazu gibt es ein wahres Blitzlicht-Gewitter der Fotografen. Eine lange Kette von begeisterten Zuschauern hat sich hinter den Geländern postiert und beklatscht kräftig die kurzen Statements von jedem Piloten am Start. Dabei präsentieren sich die Rallye-Fans auf der Suche nach guten Sichtplätzen als äußerst kreativ. Ganz Superschlaue zeigen sich an den Fenstern des zweiten Porta-Nigra-Stocks und machen ihre Erinnerungsfotos von dort, Zuspätgekommene erklimmen die Fensterbänke der Tourist-Information, und aus der Frittenbude neben McDonald's erklingt bei jedem Fahrer ein anfeuernder Ruf. An der Porta testen die Fans bei der Vorstellung schon mal etwas kräftiger ihre Stimmorgane, bei vielen entlang der kleinen Einroll-Strecke hingegen ist das Klatschen noch eher warmer Willkommens-Applaus als begeisterter Jubel. Das mag wohl daran liegen, dass die Rallye-Piloten mit einem Tucker-Tempo durch die Innenstadt schleichen, das wohl jeder der Zuschauer mit seinem alten Golf hingelegt hätte - doch mit der Geschwindigkeit werden in den nächsten Tagen auch die Phon- und Dezibel-Zahl steigen. Während die Piloten ihr (kurzes) Tagwerk hinter sich gebracht haben, geht es für die Fans in die nächste Runde. Auf dem Viehmarkt versammeln sie sich, viele zeigen sich mit blauen Subaru-Jacken als Fans von Petter Solberg, auffälliger noch sind die weiß-blau-schwarzen Perücken der estnischen Anhänger von Markko Märtin. Alle lauschen der Musik und diskutieren in einem bunten Sprachgemisch über ihre Favoriten. Und mittlerweile hat auch der Himmel seine Schleusen wieder geschlossen.

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