Pionier auf dem Helenenberg

Sexuelle Gewalt - damit verbindet man in der Regel erwachsene Täter. Aber was tun, wenn Jugendliche oder sogar Kinder ihre Opfer sexuell misshandeln? Mit solchen Tätern arbeitet seit 1998 das Pinardi-Haus im Jugendhilfezentrum Don Bosco auf dem Helenenberg. Für den morgigen Donnerstag lädt man im Rahmen einer Jubiläumswoche die Öffentlichkeit ein.

Welschbillig. (DiL) Als das Pinardi-Haus vor zehn Jahren seinen Betrieb aufnahm, gab es in ganz Deutschland gerade zwei Einrichtungen, die sich speziell mit der Klientel jugendlicher sexueller Misshandler beschäftigten. Seither hat man die Arbeitsfelder - entsprechend dem Bedarf - ausgeweitet. 1999 kam eine zweite Gruppe hinzu, nachdem man gemerkt hatte, dass es schwierig war, Jugendliche mit stark unterschiedlichen intellektuellen Fähigkeiten in einer gemeinsamen Gruppe zu therapieren. Ambulante Arbeit und Arbeit mit den Täter-Familien ergänzten 2005 und 2006 das Angebot. An Klienten herrscht kein Mangel. Schon 12-Jährige werden "sexuell übergriffig", wie es in der Fachsprache heißt - lange vor der Strafmündigkeit. Sie sollen die Chance haben, "sich in einem therapeutisch-pädagogischen Setting zu verändern", wie es in einem Konzeptpapier heißt. Dabei ist ein zentraler Ansatz, dass sie Verantwortung für ihr Tun übernehmen, statt es zu bagatellisieren. Als gleichberechtigtes Ziel neben der Therapierung der jugendlichen Täter steht der Opferschutz. Die Täter sollen lernen, sich selbst zu kontrollieren - der einzige wirksame Schutz für potenzielle Opfer, die ja nicht rund um die Uhr von der Polizei oder einer aufmerksamen Öffentlichkeit geschützt werden können. Die Arbeit des Pinardi-Hauses kennen zu lernen, bietet sich am 29. Mai ab 13.30 Uhr die Gelegenheit. Im Rahmen der Jubiläums-Festwoche sind interessierte Bürger, aber auch beruflich mit dem Thema konfrontierte Menschen zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Es gibt einen Rückblick auf die Arbeit des Hauses, eine Diskussionsrunde mit Experten aus Jugendarbeit und Kinderschutz sowie Infostände von Institutionen und Beratungsstellen, die mit Menschen arbeiten, die von sexueller Gewalt betroffen sind.

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