Pizza, Pasta, Paolo

TRIER. Betriebsjubiläum der ganz seltenen Art: Heute vor 25 Jahren startete Paolo Marzullo seine Karriere als Kellner in der Pizzeria "Da Franco" (Palaststraße). Dem Familienbetrieb und seinen Kunden will der 46-Jährige weiterhin treu bleiben – und aus Trier nicht mehr weg: "Das ist meine Heimat."

Würde per Wettbewerb Triers beliebtester Pizzeria-Kellner gesucht, dann hätte Paolo Marzullo beste Aussichten auf einen Spitzenplatz. Halb Trier kennt und schätzt ihn, und das seit einem Vierteljahrhundert. So viel Popularität und Kontinuität hätte sich der Mann aus dem 4000-Seelen-Ort Santa Sofia d'Epiro in Kalabrien anno 1980 nicht träumen lassen. "Eigentlich wollte ich Polizist werden, so wie jeder zweite Junge in meinem Heimatort", erzählt er. Doch schließlich lockten die besseren Berufs- und Verdienstaussichten diesseits der Alpen. Schulfreund Antonio de Luca, Pizza-Inhaber in St. Matthias, lotste den damals 21-Jährigen nach Trier und vermittelte ihn an Franco Mascitti, der Personal für sein Restaurant (damals in der Johannisstraße) suchte. Paolo heuerte dort am 22. September 1980 an und entpuppte sich schnell als optimale Besetzung für den Kellner-Job. Nicht einmal die Tücken der deutschen Sprache ("Mamma mia - ganz schön schwierig für Anfänger!") vermochten seinen Elan zu bremsen: "Ich fühlte mich gleich zu Hause", sagt Paolo Marzullo. Nach zwei Jahren kam Sohn Sebastian

Der Hauptgrund, sich gleich wohlzufühlen, hat einen Namen: Waltraud. Die aus Nusbaum in der Eifel stammende Kinderkrankenschwester war Stammgast in der Pizzeria "Franco". Eines schönen freien Abends liefen sie und Paolo sich in der Discothek "Royal" über den Weg - da war es um beide geschehen. Die Liebe auf den zweiten Blick mündete in den 1983 geschlossenen Bund fürs Leben. Zwei Jahre später kam Sohn Sebastiano zur Welt: "Mein bester Freund. Ich bin sehr stolz auf ihn." Zum privaten Glück gesellt sich die berufliche Zufriedenheit: "Ich glaube, ich komme bei den Kunden gut an. Das ist sehr wichtig für mich." Auch Anna und Franco Mascitti wissen, was sie an ihrem Mitarbeiter und seiner Branchen-unüblichen Betriebstreue haben: "Er ist die Seele der Pizzeria." Paolo beherrscht die hohe Kunst des aufmerksamen individuellen Services in Kombination mit Humor und einem phänomenalen Gedächtnis. Wer nach längerer Abwesenheit wieder bei "Franco" aufkreuzt und eine Bestellung à la "Wie immer" aufgibt, darf sich nicht wundern, wenn er tatsächlich den kleinen Salat, die Pizza Sophia Loren und den Frascati aus offenem Ausschank erhält. In letzter Zeit ist Paolo auch als Tröster verzweifelter Eintracht-Fans gefragt: "Ich sage ihnen, es geht bald wieder aufwärts." Schließlich ist der SVE neben AC Mailand und Borussia Dortmund der Lieblingsclub des Hobby-Bodybuilders (Mitglied im Post-SV Trier) und begeisterten Mountain-Bikers. Schwärmt in Italien vom Rom des Nordens

Trier ist längst seine Heimat geworden. Im jährlichen Urlaub in Kalabrien erzählt er gerne, wie schön es in Treveri, im Rom des Nordens, sei. Weder die Sechs-Tage-Woche noch das für einen Süditaliener gewöhnungsbedüftige Wetter stören ihn - "so lange ich kein Sauerkraut essen muss. Das hasse ich wie die Pest." Zum perfekten Glück fehlt nur noch "eine neue Wohnung. Wir haben lange gesucht, aber nichts Passendes gefunden. Also bleiben wir erst einmal in der Pfützenstraße."

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