Plädoyer fürs Nachdenken und für Toleranz

Sie ist ein Beispiel für Millionen Opfer des Nationalsozialismus: Anne Frank. Ihr Tagebuch als berührendes Dokument der Geschichte hat ihr Leben und das ihrer Familie in die Welt getragen. Eben das will die Wanderausstellung "Anne Frank - eine Geschichte für heute", die nun auch Station in der Trierer Basilika macht.

 Parallelen zu Anne Frank: Ernst Verduin aus Herzogenbusch hat in seiner Jugend den Nationalsozialismus erlebt und die Konzentrationslager Vught, Westerbrok, Auschwitz und Buchenwald überlebt. TV-Foto: Cordula Fischer

Parallelen zu Anne Frank: Ernst Verduin aus Herzogenbusch hat in seiner Jugend den Nationalsozialismus erlebt und die Konzentrationslager Vught, Westerbrok, Auschwitz und Buchenwald überlebt. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. Eine bedrückende und bewegende Stimmung zugleich bemächtigt sich des Besuchers der Wanderausstellung "Anne Frank - eine Geschichte für heute". Denn sie erzählt die Geschichte des jüdischen Mädchens Anne Frank und ihrer Familie. Anne Frank hat ihre Gedanken und Gefühle in ihrem Tagebuch niedergeschrieben. Es ist die Geschichte einer Jugendlichen, die ihre Ziele nicht verwirklichen konnte. Es ist ein Zeitzeugenbericht über ein dunkles Kapitel in der Geschichte, über Verfolgung und Angst, über Hoffnung und Liebe, über Schuld und Intoleranz. Es ist eine Geschichte, die vor allem Jugendliche, Gleichaltrige anspricht. Anne Frank schrieb ihr Tagebuch im Alter von 13 bis 15 Jahren.

Schau richtet sich vor allem an Jugendliche



So richtet sich die vom Anne-Frank-Zentrum Berlin konzipierte Ausstellung vor allem auch an Jugendliche. 24 Trierer Schüler haben sich zu Ausstellungsbegleitern ausbilden lassen und werden Gleichaltrige, auf Wunsch auch andere Besucher, durch die Schaukästen begleiten, die zu sechs Pavillons mit Fotos als dachartige Konstruktion gruppiert sind. "Wir persönlich haben uns dazu entschieden, uns zu Ausstellungsbegleitern ausbilden zu lassen, da wir unserer Generation das spannende Thema Anne Frank näher bringen und zeigen wollen, dass dies eben nicht nur ein Thema für Jugendliche ist", sagen Annkatrin Fiedler und Hannah Espin von Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. "Obwohl sie vor so langer Zeit gelebt hat, fühlen wir uns mit ihr verbunden. Es sind eher kleine Ereignisse, die sie schildert, wegen derer wir uns mit ihr irgendwie identifizieren können: Streit mit ihren Eltern, Eifersucht auf die Schwester, generelle Sorgen und natürlich Liebe. Das sind Gefühle, Gedanken und Situationen, die auch wir Jugendliche heutzutage kennen."

Die Ausstellung zeigt Bilder, Texte und Exponate aus Anne Franks Geschichte und Erleben, darunter Nachgestaltungen ihrer Tagebücher. Dazu sind mehrere Berichte von Zeitzeugen gestellt, die über ihre Erfahrungen erzählen, über den Aufstieg der Nazis, über die Verschleppung und das Leben im Konzentrationslager, über die Ermordung von Juden, über die Gräueltaten, die sie ertragen mussten. Überdies gibt es Fotos und Aussagen von Menschen, die heute Diskriminierung und Gewalt gegen Minderheiten erleben.

Begleitend zur Ausstellung gibt es vom Evangelischen Kirchenkreis und der Volkshochschule Trier sowie dem großen Trägerkreis ein Programm aus Lesungen, Vorträgen, Filmvorführungen und Zeitzeugengesprächen.

Ein Zeitzeuge, Ernst Verduin, der die Konzentrationslager Vught, Westerbirk, Auschwitz-Birkenau und Buchenwald überlebte, gab bereits während der Ausstellungseröffnung einen Einblick in seine Erinnerungen und einen Ausblick auf die "langen Nachwirkungen des Krieges". "Die Geschichte der Anne Frank ist eine Geschichte von damals, die heute noch aktuell ist", sagt Verduin, der begonnen hat, die Tagebücher und Briefe seiner 1944 verstorbenen Schwester Wanda für die Öffentlichkeit aufzuarbeiten. "Wir wollen anregen, über gestern und heute nachzudenken", erklärt Thomas Heppener, Leiter des Anne-Frank-Zentrums Berlin. Die Ausstellungseröffnung begleiteten musikalisch Kantor Martin Bambauer und Mitglieder der Musikschule der Stadt Trier. Es sprachen Pfarrer Thomas Luxa, Ministerialrat Siegfried Gauch, Superintendent Christoph Pistorius und Bürgermeister Georg Bernarding.

Die Ausstellung ist von montags bis samstags, 10 bis 18 Uhr, und sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet.

Zum Auftakt des Rahmenprogramms der Anne-Frank-Ausstellung zeigte das Trierer Theater eine szenische Lesung aus dem Tagebuch des jüdischen Mädchens. Einen Bericht dazu lesen Sie auf

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