Plan für den Ernstfall

TRIER. Für alle Fälle gerüstet sein, aber keine Panik verbreiten - bis Ende März will das Gesundheitsamt Trier den Plan für einen möglichen Pocken-Angriff festgelegt haben.

Was wäre, wenn in unterschiedlichen Stadtteilen Triers plötzlichmehrere Menschen an dem Pockenvirus erkrankten? Mit dieser Fragebeschäftigen sich derzeit die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes inTrier. In so einem Fall, sagt Dr. Harald Michels, Leiter desGesundheitsamtes, "müssen wir die komplette Bevölkerung impfen".Er betont: "Ich halte so eine Situation für sehrunwahrscheinlich. Wir wollen bereit sein, aber wir wollen keinePanik machen." Bis Ende März soll der Plan für eine Massenimpfung feststehen. Das heißt: Innerhalb von 24 Stunden, nachdem die Virus-Herde entdeckt worden sind, kann in Trier und im Landkreis mit den Impfungen begonnen werden. Das Tempo ist entscheidend, weiß Michels. Pockenviren werden mit der Atemluft als Tröpfcheninfektion verbreitet. Ein Pockenkranker hat früher zwei bis fünf Menschen angesteckt, berichtet er. Weil der Impfschutz in der Bevölkerung nur noch gering ist, schätzt die Weltgesundheitsorganisation, dass ein Pockenkranker heute bis zu zehn Menschen infizieren wird. "Eine Massenimpfung muss daher innerhalb von vier bis fünf Tagen stattfinden", sagt Michels.

Im Moment prüfen seine Mitarbeiter mögliche Räume für die Impfungen. "In Frage kommen nur große Schulzentren", sagt Michels. In Trier sind unter anderem das Hindenburg Gymnasium und die Schule am Mäusheckerweg im Gespräch. Fünf Schulen wollen sie in der Stadt festlegen, sieben im Landkreis. "Wir erstellen mit den Hausmeistern Pläne, damit sie genau wissen, wie sie die Möbel aufzustellen haben."

Auf 100 000 Impfungen kommt eine Hirnentzündung

Parallel erstellt das Gesundheitsamt eine Liste von Einsatzkräften. Alle niedergelassenen Ärzte haben kürzlich einen Brief erhalten. Der weist auf die Gesetzeslage hin: Das Brand- und Katastrophenschutzgesetz des Landes erlaubt es, Ärzte zu einem Einsatz bei einer nötigen Massenimpfung zu zwingen.

Personal aus der Kreis- und Stadtverwaltung sowie aus den VG-Verwaltungen wird eingeteilt. "Wir gehen davon aus, dass in so einer Situation Ärzte sowieso allein in ihren Praxen sitzen und auch keiner die Führerscheinstelle aufsucht." Ende März sollen die Einsatzpläne für die Impfzentren stehen - jeder Arzt und jede Hilfskraft wird noch einer Station zugeteilt. Das Impfen selbst haben die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes schon geübt: 15 Mal wird mit einer Nadel mit zwei Zinken in die Haut gestochen und die Impf-Flüssigkeit aufgetragen. Michels beruhigt: "Es tut nicht weh."

Allergische Schockreaktionen seien nicht zu erwarten, da der Impfstoff nicht direkt in den Blutkreislauf gerät. Dennoch: In den Impfzentren werden auch Nischen für allergische Notfälle eingerichtet.

Mit dem tatsächlichen Impfstoff wird das Hilfspersonal erst im Ernstfall in Kontakt kommen. Das Gesundheitsamt Trier lagert den Impfstoff nicht. Und er wird auch nur im Notfall eingeflogen. Und deshalb stehen auch alle, die sich vorsorglich impfen lassen wollen, auf verlorenem Posten. "DieHerausgabe des Impfstoffs kann nur das Bundesgesundheitsministerium anordnen", sagt der Leiter des Gesundheitsamtes.

Der Grund sind die Nebenwirkungen. Auf 100 000 Impfungen kommt statistisch gesehen eine Hirnentzündung.

Deshalb bleiben auch in Trier und im Landkreis Polizisten, Ärzte, Krankenhauspersonal und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes ungeimpft. "Sie werden nur vorsorglich gegen Pockenviren geimpft, sollte weltweit ein Pockenfall auftreten."

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