Platzmangel als Hindernis

TRIER-NORD. Triers einzige Ganztags-Grundschule ist derzeit die Ambrosius-Schule. Das neue Modell soll den Kindern bessere Lern- und Lebenschancen ermöglichen. Die Arbeit der Pädagogen wird jedoch durch Raummangel erschwert.

Im August 2002 wurde die Grundschule Ambrosius neben der üblichen Halbtags- auch Ganztagsschule. Von den rund 140 Mädchen und Jungen werden seither knapp 100 auch am Nachmittag unterrichtet. "Wir haben uns für die Ganztagsschule entschieden, um die Kinder in Trier-Nord besser fördern zu können und es ihnen zu erleichtern, eine bessere Schullaufbahn zu ergreifen", erklärt Lehrer Thomas Kürwitz, der auch Ganztagsschul-Moderator des Landes für Trier und Trier-Saarburg ist. Die Nordstadt ist Triers kinderreichster Stadtteil. 70 Prozent der Eltern der Ambrosius-Kinder beziehen Sozialhilfe. Daher hat die Ganztagsschule in den Augen von Kürwitz "prophylaktischen Charakter". Etwa zehn Prozent der Schüler kommen aus anderen Stadtteilen wie Mariahof, Euren oder Trier-Mitte nach Ambrosius. "Den Kindern wollen wir mit der Ganztagsschule mehr Chancengleichheit geben", sagt Schulleiter Walter Mottl.Gesponserte Mahlzeiten

Damit kein Schüler hungrig in die Ganztagsschule kommt, ist das Mittagessen im Bürgerhaus Trier-Nord für alle verpflichtend. Besonders bedürftige Familien müssen von den 2,55 Euro für das Essen nur die Hälfte zahlen. Die Trierer Nothilfe e.V. erstattet der Schule die andere Hälfte. Modellcharakter hat auch das betreute Frühstück in der Schule. Durch "Social-Sponsoring" kann die Schule den Kindern für 40 Cent die Kinder ein gesundes Frühstück bieten. Die Nikolaus-Koch-Stiftung finanziert das Essen, und das Obst stiftet die Trierer Tafel. "Mein Sohn ist Legastheniker. Ich könnte ihm aus finanziellen Gründen keine andere Förderung bieten", sagt die dreifache Mutter Pia Schüttler. Sie wohnt am Beutelweg und ist sehr zufrieden mit der Ganztagsschule. Mit Begeisterung erlebt sie, dass ihre Kinder nun auch Zuhause mehr gestalten und Ideen einbringen - sei es bei der Kinderzimmer-Gestaltung oder einen gemeinsamen Ausflug. Am Nachmittag haben die Schüler nicht nur "Übungs- und Förderzeit", in der Hausaufgaben erledigt werden, sondern besuchen auch die von Lehrern oder Honorarkräften geleiteten Arbeitsgemeinschaften (AGs). Dort kann unter anderem getanzt, gelesen, gemalt, Englisch gelernt, gekocht oder Theater gespielt werden. Dabei blühen viele Schüler richtig auf und beweisen, dass sie andere Fähigkeiten haben, die im "normalen" Unterricht verborgen geblieben sind. Die Beziehung zwischen Lehrer und Schülern hat sich in der Ganztagsschule intensiviert. "Der Erziehungserfolg wird deutlicher", hat Schulleiter Mottl beobachtet. Mit den 50 000 Euro, die der Bund jeder Ganztagsschule zusagte, konnte die Grundschule Ambrosius Spiel- und Sportmaterial, Bücher und Computer anschaffen. Unterstützt werden die zehn Lehrkräfte und 15 Honorarkräfte von 16 ehrenamtlichen Mitarbeitern, die in Kleingruppen mit den Schülern arbeiten. Nicht nur in den Klassenzimmern, auch im Computerraum, im Lehrerzimmer und im Zimmer des Schulleiters üben und spielen am Nachmittag die Schüler. Ein Ruheraum oder ein Raum, der nach der AG nicht wieder in ein Klassenzimmer umgewandelt werden muss, fehlt. Die Raumnot stellt für die Pädagogen ein echtes Problem da. Die Schule wünscht sich daher den Bau eines Pavillons. "Die Stadt müsste nur 30 000 bis 40 000 Euro geben, den Rest übernimmt das Land", rechnet Kürwitz vor. Der Schulträger, die Stadt Trier, sieht dagegen keinen Bedarf.Morgen in unserer Trier-Nord-Serie: Der Landesbetrieb Liegenschafts- und Bau-Betreuung (LBB).

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