Poesie in Gebärdensprache

Katharina Bihler liest "Pentesilea", Michael Schmauder-Reichert übersetzt die poetischen Sprachbilder Kleists in eine Bildsprache für Gehörlose: Mit dieser ungewöhnlichen Veranstaltung in der Tufa hat der "Kunstverein Junge Kunst Trier" neue Wege beschritten.

Trier. (bth) Es ist Liebe auf den ersten Blick, und ebenso schnell ist klar, dass sie tragisch enden muss, weil diese Liebe keine Grenzen kennt. Katharina Bihler liest Kleists "Pentesilea" nachdrücklich und mit großem Einfühlungsvermögen. Begleitet wird sie von nicht minder aussagekräftiger Gebärdensprache. Mit dieser bislang einmaligen Aktion unternimmt der "Kunstverein Junge Kunst Trier" den Versuch, auch schwerhörigen und gehörlosen Menschen den Zugang zur Kunst zu öffnen. Marianne Kündgen aus Trier ist begeistert: "Die Gebärdensprache hilft mir ungemein, das Gehörte besser zu verstehen!" Die von Metaphern überquillende Sprache Kleists lädt geradezu dazu ein, sie in Gebärden zu überführen. Doch eben diese Sprache und der komplexe, verschachtelte Satzbau Kleists stellen enorme Anforderungen an den Übersetzer. Michael Schmauder-Reichert meistert dieses schwierige Unterfangen, indem er sich dem tragischen Liebeskampf mit ganzem Körpereinsatz widmet. Nach viereinhalb Stunden wirkt die (Gebärden-)sprache ansteckend, zumindest auf Reto Rössler: "Beim Styx, das war Wahnsinn!"

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