Polarisierer in Kunst und Leben

TRIER. Dem 1996 gestorbenen Karl Werner Bauer ist eine Ausstellung in der Tuchfabrik Trier gewidmet. Bis 19. November werden Gemälde, Karikaturen und Skizzen des als eigenwillige Persönlichkeit in Erinnerung gebliebenen Trierer Künstlers gezeigt, darunter Werke, die noch nie der Öffentlichkeit präsentiert wurden.

Wem der Name Karl Werner Bauer nichts sagt, wird spätestens mit Blick auf dessen Porträtfoto sagen: "Ach der ist das". Lange weiße Haare, ein weißer Bart und ein misstrauischer Blick - so haben ihn Viele im Trierer Stadtbild wahrgenommen. Am 11. November 1996 starb Bauer im Alter von nur 50 Jahren. Kurz davor hatte er eine große Ausstellung in der Tufa. An beides erinnert eine aktuelle Schau seiner Werke, die jetzt ebenfalls in der Tufa gezeigt wird. Zur Vernissage waren Künstlerkollegen, Stadträte und zahlreiche andere Personen des öffentlichen Lebens in Trier gekommen. Das unterstrich, was TV-Redakteur Dieter Lintz formulierte: "Karl Werner Bauer war eine öffentliche Figur von intensiver Präsenz". Er habe nicht im Biotop des Kunstschaffens gelebt, sondern im Alltagsraum, habe Konsumenten seine Kunst unter die Nase gerieben. Kunst, die, wie die Ausstellung zeigt, von Radikalität und schonungsloser Ehrlichkeit geprägt ist. Die oft wie flüchtig hingeworfene Skizzen wirkenden Bilder karikieren Menschen aus Trier oder reale und fiktive Momente, die dem Chronisten Bauer absurd oder lustig erschienen. Um auch ja verstanden zu werden, hat er dazu Bemerkungen auf die Blätter geschrieben. Nicht nur der Blick auf sein Selbstporträt bestätigt, was Dieter Lintz ebenfalls treffend ausdrückte: "Kein Löschblatt geht zwischen Kunst und Künstler". Er habe für die Kunst geackert, angetrieben von Zorn über Intoleranz, Dummheit und Ignoranz. "Er war einer, der gegen den Strom schwimmt, um die Quelle zu finden". Widerspenstig sei er gewesen, doch wer einen Zugang zu ihm gefunden habe, sei auf Herzlichkeit und Verbindlichkeit gestoßen. Beides spricht auch aus seiner Kunst. Sie drückt trotz aller ihr innewohnenden Kritik eine tiefe Verbundenheit mit Trier aus, die Bauer auch als Mundartdichter auslebte. Egal, ob man Karl Werner Bauer zu Lebzeiten begegnet ist oder nicht, in der aktuellen Ausstellung kann man sich ihm nähern, als einem Polarisierer, der mit seiner "merk-würdigen" Kunst (Lintz) jenseits des Mainstreams Zeichen gesetzt hat. Ausstellung Karl Werner Bauer bis 19.11. im 1. OG der Tufa Trier, Di/Mi/Fr 14 - 17 Uhr, Do 17 - 20 Uhr, Sa/So/Feiertage 11 - 15 Uhr.

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