Politik ist männlich

TRIER. Nur selten übernehmen Frauen in der Kommunalpolitik ein Amt. Warum Politik immer noch eine Männerdomäne ist, erklärt die Trierer Sozialwissenschaftlerin Dr. Mechthild Cordes im TV -Interview.

Woran liegt es, dass Ämter wie Ortsbürgermeister oder Gemeinderatsmitglied immer noch mit Männern assoziiert wird? Mechthild Cordes: Zum Teil liegt dies an unserer Sprache, in der politische Führungspositionen mit männlichem Artikel versehen sind, also "männliches Geschlecht" haben: der Kanzler, der Präsident, Oberbürgermeister. Es liegt aber auch daran, dass diese Führungspositionen zu einem hohen Prozentsatz tatsächlich mit Männern besetzt sind. Dies beginnt sich erst auf den unteren Hierarchie-Ebenen langsam zu ändern. So steigt zum Beispiel der Frauenanteil bei den "einfachen" Parlaments- oder Ratsmitgliedern. Was sind die Ursachen für die geringe aktive Beteiligung von Frauen in der Kommunalpolitik? Cordes: Politik ist in Teilen tatsächlich immer noch Männersache. Zum einen besetzen sie die verantwortlichen Positionen, auf denen die wichtigen Entscheidungen getroffen werden, und zum anderen stellen sie die Mehrheiten und kontrollieren damit die Zugangswege zu den höheren Positionen. Aber auch im politischen Alltagsgeschäft sind Frauen nicht in gleicher Weise wie Männer beteiligt. Sie sitzen zum Beispiel sehr viel seltener in den wichtigen Ausschüssen, in denen es um die Verteilung von Macht und Geld geht. Außerdem sind sie nur wenig in die informellen Zirkel und Seilschaften integriert, in denen Entscheidungen vorbereitet und Karrieren verhandelt werden. Frauen besitzen häufig weniger Aufstiegs- und Durchsetzungswillen als Männer, um sich in der harten Konkurrenz um Positionen zu behaupten. Sie beherrschen auch seltener die relevanten politischen Strategien wie die besondere Art des Umgangs miteinander und der Kommunikation unter Männern sowie den Stil der Auseinandersetzung. Lassen sich Familie, Beruf und Kommunalpolitik unter einen Hut bringen? Cordes: Weil Politik bis in jüngster Zeit tatsächlich Männersache war, sind die Strukturen in der Politik an männlichen Interessen ausgerichtet - das betrifft unter anderem bereits die schlichte Zeiteinteilung, die Sitzungen, die auf die frühen Abendstunden terminiert sind, wenn Frauen häufig Familienpflichten erledigen müssen, die Dauer der Sitzungen und vor allem auch die Zeit für das "Bier danach" zur Pflege der informellen Beziehungen. Das macht es schwierig für Frauen mit Familie, sich in diesem Bereich zu engagieren. Nicht umsonst gibt es in der Politik nur relativ wenige Frauen mit kleinen Kindern. S Mit Mechthild Cordes sprach TV-Mitarbeiterin Jutta Edinger

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