Betonpoller gegen Terrorfahrten: Polizei stellt Sicherheitskonzepte für die Weihnachtsmärkte der Region vor

Trier · Polizei und Stadt weiten ihr Sicherheitskonzept für den Trierer Weihnachtsmarkt aus – mit großem Einsatz von Mensch und Material. Videokameras erfassen Hauptmarkt und Domfreihof. Maßnahmen gibt es auch für die anderen Weihnachtsmärkte in der Region.

 Die rot markierten Flächen des Weihnachtsmarkts in Trier werden von der Polizei videoüberwacht.

Die rot markierten Flächen des Weihnachtsmarkts in Trier werden von der Polizei videoüberwacht.

Foto: Polizeipräsidium Trier

Durchfahrtssperren, Sprengstoffhunde, Dutzende Polizisten und Videokameras: Um den Trierer Weihnachtsmarkt (27. November bis 22. Dezember) und seine insgesamt rund 400 000 Besucher zu schützen, haben sich Polizei und Stadt ein Sicherheitskonzept ausgedacht, das es so in Trier noch nicht gegeben hat.

Straßensperrungen: Mit 18 Betonröhren werden die neun Zufahrtswege auf Hauptmarkt und Domfreihof zugestellt. So soll verhindert werden, dass ein Terrorist in der Absicht, möglichst viele Menschen zu töten, mit einem LKW auf einen der Plätze rast. "Laut Landeskriminalamt gibt es zwar keine konkrete Gefährdungslage, aber eine abstrakte - und das müssen wir ernst nehmen", sagte Triers Polizeidirektor Ralf Krämer am Montag bei einem Pressegespräch.

An breiteren Zufahrten - wie in der Simeonstraße von der Porta Nigra her oder in der Liebfrauenstraße vor der Liebfrauenkirche - werden je drei der aus Bauteilen für unterirdische Betonschächte zusammengesetzten Röhren aufgestellt. Jede Röhre wiegt rund 2,1 Tonnen. "Manche werden wir zusätzlich mit 1000 Liter fassenden speziellen Wasserbeuteln füllen", erklärt Tiefbauamtschef Wolfgang van Bellen. Die gut drei Tonnen schweren Poller können dann auch von größeren LKW nicht mehr einfach überrollt werden.

Brandschutz: Trotz Straßensperrungen muss die Feuerwehr jederzeit ungehindert Hauptmarkt und Domfreihof erreichen können. Zumal durch die vielen Stromanschlüsse, Kochstellen und Gasflaschen eine relativ hohe Brandgefahr besteht. Damit die mehr als drei Meter breiten Löschfahrzeuge jederzeit durchkommen, werden zwischen den Betonpollern Lücken von mindestens 3,40 Meter Breite gelassen. Damit allerdings tatsächlich nur die Feuerwehr passieren kann, werden die Lücken mit größeren Polizeifahrzeugen zugestellt. Bei Feueralarm fährt die Polizei diese Wagen weg. "Dazu müssen wir gewährleisten, dass alle Zufahrten während der Öffnungszeiten des Weihnachtsmarkts von der Polizei besetzt sind", erklärt Polizeidirektor Krämer. Wie viele Polizisten dafür eingesetzt werden müssen, will Krämer nicht exakt beziffern. "Aber wir werden auf Unterstützung der Dienststellen in der Umgebung angewiesen sein", sagt Krämer.

Lieferverkehr: Um die Zahl der zulässigen und notwendigen Fahrten auf Hauptmarkt und Domfreihof - etwa Liefer- und Anwohnerverkehr - möglichst klein zu halten, schränkt das städtische Ordnungsamt während des Weihnachtsmarkts den Lieferverkehr ein: Statt ab 19 Uhr am Abend dürfen die Läden in den betroffenen Straßen unter der Woche erst ab 21 Uhr angefahren werden und freitags erst ab 22 Uhr. "Gewerbetreibende in den betroffenen Bereichen müssen dafür Sorge tragen, dass die Lieferketten an die neuen Zeiten angepasst sind", heißt es dazu in einer städtischen Mitteilung. Anlieger dürfen auch außerhalb der Lieferzeiten in die betroffenen Straßen fahren. Die Stadt bittet allerdings darum, diese Fahrten auf ein Minimum zu beschränken und die Ausnahmegenehmigung zum Befahren der Fußgängerzone und den Personalausweis dabei zu haben. Wer einen Parkplatz innerhalb der Fußgängerzone hat, muss sich eine Ausnahmegenehmigung bei der Straßenverkehrsbehörde besorgen.

Videoüberwachung: Auf Hauptmarkt und Domfreihof werden Kameras installiert, damit die Polizei nach auffälligen Menschen oder Gegenständen Ausschau halten kann. "Und um gegebenenfalls im Nachhinein Täter identifizieren zu können", erklärt Polizeidirektor Krämer. Die Kameras erfassen den kompletten Hauptmarkt und den kompletten Domfreihof.

"Wir können die Kameras steuern, aber dass wir mit ihnen in private Räumlichkeiten blicken, ist ausgeschlossen", versichert Krämer. Das Videoüberwachungskonzept sei mit dem Datenschutzbeauftragten des Landes abgesprochen. Die Aufnahmen sollen 30 Tage archiviert und dann gelöscht werden.

Das Gerücht, die neuen und futuristisch anmutenden Straßenlampen auf dem Hauptmarkt seien mit Kameras ausgerüstet, stimme nicht, betonte Oberbürgermeister Wolfram Leibe. Die Pfostenlampen verfügten lediglich über die technische Voraussetzung, um Videokameras einzubauen. "Installiert sind aber definitiv keine", betont Leibe.

Sprengstoffhunde: Zur Terrorabwehr gehört unter anderem auch, dass täglich ein Polizeihund, der speziell auf das Erschnüffeln von Sprengstoff trainiert ist, von Polizisten über den Weihnachtsmarkt geführt wird.

Polizeikontrollen: Die Polizei, die die Zufahrten zu Hauptmarkt und Domfreihof bewacht, wird auch stichprobenartig die Taschen, Rucksäcke und sonstiges Gepäck von Passanten und Besuchern des Weihnachtsmarkts kontrollieren. "Zusätzlich werden wir mit einer Vielzahl von uniformierten Polizeibeamten auf dem Weihnachtsmarkt und im Umfeld unterwegs und ansprechbar für die Bürger sein", sagt Polizeichef Krämer. Dazu kämen Kollegen in Zivil, die die Situation beobachten und gegebenenfalls Informationen sammeln, "um frühzeitig Störungen und Gefahren zu erkennen und zu beseitigen", sagt Krämer.

Park&Ride-Service: Seit vielen Jahren organisieren der Händlerring City-Initative und die Stadtwerke einen kostenlosen Busshuttleverkehr von großen Parkplätzen vor den Toren der Stadt. Die Busse pendeln an den Adventssamstagen 2., 9. und 16. Dezember morgens ab 10.10 Uhr und abends bis etwa 20 Uhr im Zehnminutentakt von den Parkplätzen am Messepark, an der Hochschule Trier (B 51) und von Trier-Nord (Handwerkskammer und Rudolf-Diesel-Straße) in die City und zurück.

Die Sicherheitsmaßnahmen und auch der Park&Ride-Service dienten dazu, dass Besucher den Trierer Weihnachtsmarkt "mit Freude und Spaß" besuchen können, betont Oberbürgermeister Wolfram Leibe.Meinung

Gefühlte Sicherheit

Bereits beim Altstadtfest bewachte die Polizei schwer bewaffnet die Feierzone. Viele Besucher hätten sich dafür bedankt, sagt Triers Polizeichef Ralf Krämer.
Ich persönlich habe eher Angst, wenn Menschen mit Waffen vor mir stehen. Nicht aus Mangel an Vertrauen in unsere Polizisten. Vielmehr, weil das pure Vorhandensein so vieler Waffen es möglich macht, dass Schüsse fallen. Aus einem Versehen heraus oder menschlichem Versagen etwa. Vielleicht ist die Wahrscheinlichkeit solcher potenzieller Unfälle sogar größer als die "abstrakte" Gefahr, von einem Terror-LKW überrollt zu werden. Und falls ein Verrückter tatsächlich Trier im Fokus hat: Warum fährt er dann nicht in die - ebenfalls stets proppevolle - Simeonstraße, die nicht abgesperrt ist? Oder - wenn es unbedingt ein Weihnachtsmarkt sein soll - auf einen der vielen anderen kleinen Märkte in der Region mit ebenfalls oft Hunderten Besuchern?
Das jetzt von den Behörden vorgestellte Maßnahmenpaket schafft daher eher einer Art gefühlte Sicherheit - die vielen wichtiger ist als ein rationales Gefahrenbewusstsein. c.wolff@volksfreund.deSicherheit auf anderen Weihnachtsmärkten

Die Polizei hat auch die anderen Weihnachtsmärkte in der Region im Blick - vor allem stark besuchte wie etwa in Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach. "Ähnlich wie in Trier haben wir auch dort die Sicherheitsmaßnahmen den örtlichen Gegebenheiten und Erfordernissen angepasst", erklärt Polizeidirektor Krämer. Videokameras würden allerdings ausschließlich in Trier eingesetzt.

Frank Hoffmann, Vorsitzender des Werbekreises Einzelhandel und Handwerk in Bernkastel-Kues und verantwortlich für den dortigen Weihnachtsmarkt erklärt: "Unser Markt findet in den verwinkelten Gassen und Plätzen der Altstadt statt und bietet dadurch natürlichen Schutz." Anders als im Vorjahr und in Absprache mit der Polizei sollen an drei Wochenenden allerdings zumindest für zwei bis drei Stunden ebenfalls Straßensperren aufgestellt werden.

Die Polizei habe auch mit allen anderen Veranstaltern von Weihnachtsmärkten auf öffentlichen Plätzen in der Region Sicherheitsgespräche geführt oder werde dies noch tun, betont Polizeichef Krämer. In Trier ist das Familienunternehmen Oscar Bruch, das den Trierer Markt organisiert, in die Aufstellung des Sicherheitskonzepts eingebunden. "Wir haben zum Beispiel auch eigene Security-Mitarbeiter und seit vorigem Jahr eine stromnetzunabhängige Sicherheitsbeschallungs- und -beleuchtungsanlage", erklärt eine Unternehmenssprecherin.

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