Polizisten und Migranten bauen Hemmschwellen ab

Trier · Verständigungsschwierigkeiten zwischen Deutschen und Migranten sind oft kulturbedingt. Das Projekt "Zehn plus Zehn" soll Bürgern mit Migrationshintergrund und Polizisten helfen, einander besser zu verstehen.

Trier. Warum dürfen Polizisten bei einer Hausdurchsuchung nicht die Schuhe ausziehen? Warum scheinen Migranten bei einem Polizeieinsatz plötzlich kaum noch Deutsch zu können? Diese und weitere Fragen will ein neues Projekt klären.
"Integration bedeutet, dass beide Seiten aufeinander zugehen", sagt die Vorsitzende des Migrationsbeirats, Maria Duran Kremer, auf der Sitzung des Beirats im Rathaus. Bei dem von der Polizei entwickelten Projekt "Zehn plus Zehn", das in Bitburg bei einem Treffen der Migrationsbeiräte der Region Trier mit Polizeipräsident Lothar Schömann vorgestellt worden ist, führen zehn Bürger mit Migrationshintergrund und zehn Polizisten Gespräche miteinander. Auch Workshops gehören dazu.
"Die Migranten können sagen, was sie an Polizeieinsätzen stört, und die Polizisten, was sie an Migranten stört", sagt Duran Kremer. In Wittlich sei das Projekt bereits erfolgreich durchgeführt worden, die Erfahrungen seien sehr positiv.
Teilnehmer gesucht



Bei der kommenden Sitzung des Migrationsbeirats am 28. November sollen Projektteilnehmer aus Wittlich von ihren Erfahrungen berichten. "Wir möchten das für die Teilnehmer kostenlose Projekt gerne auch in Trier durchführen", kündigt Maria Duran Kremer an.
Ein weiteres Thema der Sitzung war das Trierer Integrationskonzept, das im Dezember vergangenen Jahres verabschiedet worden ist. Handlungsfelder sind Bildung, Arbeit, Wohnen, Gesundheit und Verwaltung. Viele Maßnahmen seien bereits umgesetzt worden, stellte der Beirat erfreut fest. Besonders positiv sei, dass sich vielfältige Einrichtungen und Personen daran beteiligten. In Trier-Nord läuft derzeit eine Umfrage zur Zufriedenheit mit der Lebenssituation im Viertel. Im Rahmen der Umfrage sind bereits 152 Migranten in persönlichen Gesprächen befragt worden. Als negativ bewerteten sie den vielen Verkehr und Lärm, etwa in der Paulinstraße. Es gebe zu wenige Grünanlagen und Spielplätze im Viertel. Positiv seien Stadtnähe, die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln und die Einkaufsmöglichkeiten. Eine wissenschaftliche Auswertung der Ergebnisse ist geplant.
Zum Schulentwickungskonzept bereitet der Migrationsbeirat eine Stellungnahme vor. Er stellte fest, gerade Migrantenkinder seien auf kurze Wege und kleine Klassen angewiesen. Die Tatsache, dass Schulkinder bereits nach der vierten Klasse in verschiedene Schulsysteme getrennt würden, mache es für Migrantenkinder schwieriger, zum Abitur zu kommen. Aufgrund fehlender Sprachkenntnisse würden sie oft in einer Realschule plus eingeschult, unabhängig von ihrem Potenzial. Sehr hilfreich sei ein seit einem Jahr laufendes Pilotprojekt in Trier: ein Intensivsprachkurs für Quereinsteiger, der sich an Migrantenkinder und -jugendliche richtet. Er findet im Auguste-Viktoria-Gymnasium und in der Matthias-Grundschule statt. Leider dürften Grundschulkinder aus dem Kreis bislang nicht teilnehmen; die Nachfrage sei insgesamt sehr groß. DQ
Info: Migranten, die beim Projekt "Zehn plus Zehn" mitmachen möchten, können sich an Maria Duran Kremer wenden: Telefon 0175/4028568.

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