Popcorn - Freundschaft - Erste Liebe

TRIER/KOBLENZ. Lernen und Spaß dabei haben: Für Schulklassen zeigen Kinos in ganz Rheinland-Pfalz eine Woche lang Filme zum Sonderpreis. Der TV hat eine Klasse aus Ehrang in den Film "Crazy" ins Broadway in Trier begleitet.

Benjamin liebt Malen, sein Freund Janosch auch - zum Zug aber kommt keiner von beiden. Mitunter turbulenten Gefühlen sind die Figuren des Films "Crazy" von Hans-Christian Schmid nach dem autobiographischen Roman von Benjamin Lebert ausgesetzt - Gefühlen, die auch den 13- bis 15-jährigen Schülern der 8. Klasse der Geschwister-Scholl-Hauptschule nicht unbekannt sind. "Eine Freundin und ich waren mal in den selben Jungen verliebt", erzählt eine Schülerin. "Nach einiger Zeit waren wir beide nicht mehr interessiert, er hat sich dann in ein anderes Mädchen verliebt." Ein Tuscheln geht durch den dunklen Saal, einige Schüler kennen den Film schon und kommentieren das Geschehen. Dem ausgefallenen Unterricht trauern die Jugendlichen kein bisschen nach. Eine Woche lang öffnen die Kinos Cinemaxx und Broadway vormittags für Schulklassen ihre Türen. Für 2,50 Euro können die Klassen zwischen verschiedenen Filmen wählen: Ob die Verfilmung von Erich Kästners Kinderbuch "Das fliegende Klassenzimmer", Ost-Romantik in "Good Bye, Lenin!", Teenager-Probleme in "Crazy" oder bitterböse USA-Kritik in Michael Moores Dokumentarfilm "Bowling for Columbine": Die Filme sollen Geschichtsbewusstsein vermitteln oder gesellschaftliche Probleme und kulturelle Themen aufgreifen. Für die Lehrer können sie Anlass sein, ein Thema im Unterricht aufzugreifen. "Ich habe den Film ausgesucht, weil ich ihn sehr passend für die Altersgruppe finde", erklärt Stefanie Thiele, Klassenlehrerin der 8b. "Wichtig ist mir, dass die Kernaussage hängen bleibt, dass Benjamin trotz der Probleme am Anfang angenommen wird." Der Ausflug ins Kino sei bei den Jugendlichen gut angekommen. "Ich gehe gerne raus aus der Schule, da hat man einen anderen Zugang zu den Schülern." "Lernort Kino" ist ein Projekt des Instituts für Kino und Filmkultur in Zusammenarbeit mit dem Landesmedienzentrum Rheinland-Pfalz. Unterstützt wird die Aktion vom Land, vom Bund, der Filmförderanstalt und den Filmtheaterverbänden. Vor der Aktion haben die Initiatoren die Lehrer in Informationsveranstaltungen mit den Techniken der Filmanalyse, dem Angebot an Filmen und den Zielen des Projekts vertraut gemacht. Neben der Auseinandersetzung mit den Inhalten wollen die Organisatoren der Aktion den Schülern Medienkompetenz vermitteln. Sie sollen die Ausdrucksformen von Filmen kennen lernen und ein Wissen über Filme aufbauen. Ziel ist, dass die Jugendlichen in der Lage sind, die Qualität eines Films zu beurteilen. Schüler sollen Filme beurteilen können

Für die Kinobetreiber aus Trier ist das Projekt "Lernort Kino" eine Chance, junge Menschen für das Medium Film zu begeistern. "Wir erwarten im Laufe der Woche 600 Schüler", berichtet Dirk Ziesenhenne, Inhaber des Broadway. "Wir haben auch von uns aus immer schon Schulveranstaltungen angeboten." Auch Bernhard Benischek, Leiter des Trierer Cinemaxx, unterstützt die Aktion gerne. "Für uns ist das relativ problemlos." Statt um 12.30 Uhr öffnet das Kino für die Schulen schon um 9 Uhr. Rund 550 Schüler erwartet Benischek, viele neue Kinobesucher gewinnen zu können, glaubt er aber nicht: "Die meisten Schüler kennen das Cinemaxx. Vielleicht sprechen wir ja Lehrer an, die schon jahrelang nicht mehr im Kino waren."

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