Porta-Workers packen‘s an

TRIER. Wie man geistig behinderten Menschen einen realitätsnahen Einstieg ins Arbeitsleben bietet, zeigt das Beispiel einer Schüler-Firma der Trierer Porta-Nigra-Schule. Das Projekt gewann bei einem landesweiten Wettbewerb den ersten Preis.

Besucher der Landesgartenschau haben sie vielleicht schon einmal gesehen: Jugendliche mit markant roten Arbeitsanzügen, die das Gelände reinigen. Die Rede ist von den so genannten Porta-Workers, Schülern der Werkstufe der Porta-Nigra-Schule. Sie bilden das Team einer Schüler-Firma - offenbar der ersten überhaupt in Rheinland-Pfalz, die von geistig behinderten Schülern gebildet wird.Nach drei Monaten Planungszeit an den Start

Die Idee zu dem Projekt entstand vor zwei Jahren und brauchte nur drei Monate bis zu ihrer Verwirklichung. Zum Hintergrund: Wenn die Schüler von der Oberstufe in die Werkstufe wechseln, sollen sie dort eine Vorbereitung auf ihr späteres Arbeitsleben finden. Das ist in der Regel in Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) der Fall. Während der Werkstufe gibt es in der Regel Praktika in den WfbM - eine Praxis, die den Porta-Nigra-Pädagogen erweiterbar erschien. "Zudem haben wir nicht mehr nur die klassischen geistig behinderten Schüler, sondern auch zunehmend welche mit massiven Verhaltensauffälligkeiten", sagen Marlene Eiden und Erich Laudwein, die zu dem fünfköpfigen pädagogischen Betreuungsteam der Porta-Workers gehören. Alle 15- bis 18-Jährigen Schüler sollten gleichermaßen gut auf das Arbeitsleben vorbereitet werden und vielleicht sogar einen Praktikum-Platz außerhalb einer WfbM zu finden. Angesichts dieses Ziels keimte die Frage auf, wie sie möglichst praxisnah an die Bedingungen der Arbeitswelt heran geführt werden. Die Antwort fanden die Pädagogen in der Gründung der Porta-Workers. Als erste Aktion der Schüler-Firma stand das Reinigen der 400 schuleigenen Fenster an. Und zwar unter professionellen Voraussetzungen: Von innen und außen, mit Gerüsten, Wischmopp und Abzieher. "Die Schüler waren - jeder nach seinem Können - begeistert bei der Sache. Mittlerweile fragen schon die Oberstufenschüler, wann sie endlich Porta-Workers werden", sagt Eiden. Weitere Fensterputz-Einsätze gab es in anderen Lebenshilfe-Einrichtungen. Arbeitshaltung und Ausdauer hätten sich enorm verbessert. Auch die Rückmeldungen der Werkstätten seien sehr positiv, die die Teilnehmer der Schüler-Firma als "sehr fit" bezeichneten. Ein Junge hat es gar geschafft, schulbegleitend ein Praktikum in einer Trierer Firma zu machen. Zu ihrem ernsthaften Arbeitsverständnis gehört die Berufskleidung der Porta-Workers - knallrote Latzhosen mit einem eigens entworfenen Logo. "Ihr seid doch ‘ne Firma, habt Ihr ‘mal ein Metermaß für mich?", habe ein Mann die Jugendlichen bei ihrer Arbeit auf dem LGS-Gelände gefragt. Eine Äußerung, die die Gruppe sehr stolz gemacht habe. Das Engagement der Schule wird am 4. Oktober belohnt. Dann nämlich wird Bildungsministerin Doris Ahnen den "Porta-Workers" und einer anderen Initiative den mit 2500 Euro dotierten ersten Preis in einem Landeswettbewerb über die "Weiterentwicklung der Förderkultur" verleihen.

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